Pu­blished: 5. May 2021 | Up­dated: 19. De­cember 2023 Author: Jo­hanna Kohnen | Re­viewed by Chris­toph Müller-Gun­trum

Ei­sprung aus­lösen: Hor­mon­be­hand­lung mit Clo­mifen bei Kin­der­wunsch

Liegt es an der Frau oder an dem Mann? Liegt es am Stress? Gibt es Funk­ti­ons­stö­rungen be­stimmter Hor­mone oder liegt es an der Sper­mi­en­qua­lität des Mannes? Erste Hin­weise für eine Hor­mon­stö­rung können bei­spiels­weise ein un­re­gel­mä­ßiger oder auf­fäl­liger Zy­klus lie­fern. Eine Reihe von Un­ter­su­chungen können er­for­der­lich sein, um der Pro­ble­matik auf den Grund zu gehen.

Zyklus eines Follikels

Hor­mo­nelle Sti­mu­la­tion

Die hor­mo­nelle Sti­mu­la­tion ist einer der vielen The­ra­pie­formen, die sich der Hor­mon­stö­rung als Ur­sache für weib­liche Un­frucht­bar­keit widmet und da­gegen vor­gehen soll.

Wir the­ma­ti­sieren in diesem Ar­tikel, was Clo­mifen ist, wie und wann es ein­ge­setzt wird und welche Ne­ben­wir­kungen es haben kann. Au­ßerdem greifen wir Al­ter­na­tiven auf, wie z.B. Le­trozol, die in der Me­dizin u.a. für Hor­mon­be­hand­lungen Ge­brauch finden.

Vorab wichtig: Die Wahl des Prä­pa­rats bei Hor­mon­be­hand­lungen hängt immer von der Art der Stö­rung und in­di­vi­du­ellen Fak­toren ab, wes­halb eine vor­he­rige Dia­gnose durch einen Arzt wichtig ist. Ärzte passen die The­rapie dem­entspre­chend auf jede Pa­ti­entin und jeden Pa­ti­enten an und ent­scheiden sich für eine je­wei­lige Be­hand­lungsart mit ge­eig­neter Me­di­ka­tion.

Was ist Clo­mifen?

Clo­mifen ist einer der Wirk­stoffe, die Frauen zur ova­ri­ellen Sti­mu­la­tion ver­ordnet werden, um den Ei­sprung aus­zu­lösen, wenn sie keinen oder einen un­re­gel­mä­ßigen Ei­sprung haben. Dabei kann das Prä­parat für hor­mo­nelle Be­hand­lungen des weib­li­chen Zy­klus zum Ein­satz kommen, um eine Ei­zell­rei­fung an den Ei­er­stö­cken aus­zu­lösen. Al­ler­dings gibt es neben Clo­mifen wei­tere Me­di­ka­mente, die in diesem Zuge, vor allem bei PCOS, ver­schrieben werden. Der Aro­ma­tase-Hemmer Le­trozol ist mitt­ler­weile eine gän­gige Al­ter­na­tive.

Wann wird Clo­mifen ein­ge­setzt?

Der Wirk­stoff Clo­mifen wird im Rahmen von Frucht­bar­keits­be­hand­lungen ein­ge­setzt. Frauen mit Kin­der­wunsch, die seit meh­reren Mo­naten er­folglos ver­su­chen, in ihrer frucht­baren Phase schwanger zu werden, sollten sich bei ihrem Arzt un­ter­su­chen lassen und können sich über mög­liche The­ra­pie­formen in­for­mieren. Die hor­mo­nelle Be­hand­lung mit Clo­mifen kann eine Op­tion sein, um bei Frauen mit ge­störter Ei­er­stock-Funk­tion einen Ei­sprung aus­zu­lösen. Zu ova­ri­ellen Stö­rungen zählt, wenn sonst kein oder ein un­re­gel­mä­ßiger Ei­sprung be­steht [1] (Bsp.: PCOS), wenn bei Pro­bleme bei der Rei­fung der Fol­likel (Ei­bläs­chen) oder Stö­rungen der Gelb­kör­per­phase nach­ge­wiesen werden können.
Es gibt Vor­aus­set­zungen für Clo­mifen-Be­hand­lungen [2] [3]:

Aus­schluss einer Schwan­ger­schaft
Nach­ge­wie­sene Funk­ti­ons­pro­bleme des Zy­klus
Ver­träg­lich­keit der In­halts­stoffe
Aus­schluss von Tu­moren, Le­ber­er­kran­kungen, Ei­er­stock­zysten (Aus­nahme: PCOS -> Be­hand­lung nur unter strenger ärzt­li­cher Be­ob­ach­tung)
Meiden von Al­kohol, Drogen und Ni­kotin

Wie wirkt Clo­mifen?

Es wird ver­mutet, dass Clo­mifen die Ös­tro­gen­re­zep­toren hemmt und zur Frei­set­zung von Go­na­do­tro­pinen (wie FSH und LH) führt. Die aus­ge­schüt­teten Hor­mone sti­mu­lieren die Fol­li­kel­rei­fung und führen zum Ei­sprung [7]. Re­le­vante Schritte des Zy­klus siehst Du in der fol­genden Grafik. Die hor­mo­nelle Sti­mu­la­tion soll bei un­re­gel­mä­ßigem oder auf­fal­lendem Zy­klus helfen. Clo­mifen wirkt al­ler­dings nicht bei jedem Pro­blem, das den Ei­sprung be­trifft und ist bei PCOS als Ur­sache am wirk­samsten. Bisher wurde her­aus­ge­funden, dass Le­trozol bei PCOS ef­fek­tiver sei.

 

Definition Follikel

Clo­mifen: Do­sie­rung, Kosten und Er­folgs­quote

Clo­mifen sollte immer genau nach der ärzt­lich vor­ge­schrie­benen Menge ein­ge­nommen werden. Dabei werden die Do­sie­rung und Dauer der The­rapie in­di­vi­duell fest­ge­legt. Falls vom Arzt nicht an­ders ver­ordnet, wird eine Clo­mifen-Be­hand­lung häufig am fünften Tag nach Be­ginn der Pe­riode be­gonnen. Dabei wird zu Be­ginn üb­li­cher­weise 1‑mal täg­lich 1 Ta­blette (z.B. 50 mg) über 5 Tage ein­ge­nommen. Frauen, deren Mens­trua­tion über län­gere Zeit aus­blieb, können die The­rapie nach Ab­sprache meist zu einem be­lie­bigen Zeit­punkt be­ginnen [2]. Die Do­sie­rung kann bei Dir höher oder nied­riger aus­fallen, falls Dein Arzt eine an­dere Menge für Dich vor­sieht.

Clo­mifen Kosten

Die Kosten für Clo­mifen-Ta­bletten können je nach An­bieter und Land va­ri­ieren. Da es ein ver­schrei­bungs­pflich­tiges Me­di­ka­ment ist, kann es in (Online-)Apotheken nur mit gül­tigem Re­zept ge­kauft werden. Meist wird Clo­mifen in Ta­blet­ten­form mit 25- 50 mg Wirk­stoff ver­kauft. On­line liegt der Preis ak­tuell durch­schnitt­lich bei ca. 20€ — 35€ für eine Pa­ckung mit 10 Ta­bletten à 50 mg (Stand: 22.01.2020, An­gaben ohne Ge­währ).

Er­folgs­quote

Üb­li­cher­weise ist die Er­folgs­quote bei Be­hand­lungen mit Clo­mifen recht hoch: Für Frauen mit Ovu­la­ti­ons­pro­blemen gibt es Stu­dien zu­folge eine bis zu 70/80%-ige Er­folgs­chance, einen Ei­sprung zu er­zielen [4] [5]. Die Chancen, an­schlie­ßend schwanger zu werden, liegen bei ca. 30–40 % [6] [8].

Die Rolle des Al­ters
Wie Du wahr­schein­lich be­reits weißt, ist die Frucht­bar­keit einer Frau von ver­schie­denen Fak­toren be­ein­flusst. Einer der größten Fak­toren ist das Alter. Für Frauen über 35 Jahren kann Clo­mifen nur hilf­reich sein, wenn von vor­ne­herein eine aus­rei­chende An­zahl an Ei­zellen vor­handen ist. Ist der Vorrat an vor­han­denen Ei­zellen zu ge­ring, kann es sein, dass das Me­di­ka­ment keinen Er­folg er­zielt [6].

 

FSH & LH Hormon

Son­der­fall PCOS: Clo­mifen vs. Le­trozol

Als Al­ter­nativ-The­rapie für PCOS-Pa­ti­en­tinnen und ‑Pa­ti­enten soll Le­trozol ein “güns­ti­geres Ne­ben­wir­kungs­profil” vor­weisen. Des Wei­teren findet meist eine sin­gu­läre Fol­li­kel­rei­fung statt, was ins­ge­samt eine etwas ge­rin­gere Rate an Mehr­lings­schwan­ger­schaften be­deutet [10].

Laut der of­fi­zi­ellen in­ter­na­tio­nalen PCOS Emp­feh­lungs­leit­linie sei die Wahr­schein­lich­keit von Mehr­lings­schwan­ger­schaften bei Frauen mit Po­ly­zys­ti­schem Ova­ri­al­syn­drom unter Le­trozol ge­ringer als unter Clo­mifen [11].

Die Rate an Zwil­lings­schwan­ger­schaften konnte in einer Un­ter­su­chung zwi­schen den Gruppen mit Clo­mifen und Le­trozol ver­gli­chen werden. Dabei ist die Rate der Zwil­lings­schwan­ger­schaften bei Pan­tin­tinnen unter Clo­mifen ge­ring­fügig höher (7,4%) als bei denen unter Le­trozol (3,4%) [10].

Le­trozol und Clo­mifen zählen bei Frauen mit PCOS für das Aus­lösen eines Ei­sprungs als Mittel der ersten Wahl und gelten daher als “First-Line-The­rapie”.
In Deutsch­land ist das Me­di­ka­ment Le­trozol bisher nur zur The­rapie des Mam­ma­kar­zi­noms (Brust­krebs) zu­ge­lassen. Für Kin­der­wunsch­be­hand­lungen wird es daher “off-label” ein­ge­setzt [11].

Bei Frauen, die von PCOS be­troffen sind, ist die Wahr­schein­lich­keit der Aus­lö­sung eines Ei­sprungs unter Le­trozol höher als unter Clo­mifen. Noch gibt es al­ler­dings keine Be­lege dafür, dass Le­trozol auch bei Frauen ohne PCOS ef­fek­tiver ist.

Bei PCOS-Pa­ti­en­tinnen und ‑Pa­ti­enten konnte an­sonsten bei Be­hand­lungen mit Le­trozol ver­gli­chen zu Clo­mifen eine hö­here Schwan­ger­schafts­rate (je Pa­ti­entin und pro Zy­klus) be­ob­achtet werden [11]. Die Le­bend­ge­bur­trate ist in der Le­trozol-Gruppe eben­falls höher ge­wesen als in der Clo­mifen-Gruppe [10] [11].

Gen­a­do­tro­pine können als “Se­cond-Line-The­rapie” ein­ge­setzt werden, wenn Clo­mifen oder Le­trozol nicht das ge­wünschte Er­gebnis er­zielen konnte [11].

Sollte der Ver­such, einen Ei­sprung aus­zu­lösen, nicht ge­lungen sein, bleibt als dritte Op­tion bei­spiels­weise eine künst­liche Be­fruch­tung durch IVF oder ICSI [11].

Junge Frau

Ne­ben­wir­kungen von Clo­mifen

Wäh­rend Clo­mifen-Be­hand­lungen kann es bei mehr als 1 von 10 Frauen zu Ge­sichts­rö­tungen (Flush), Hit­ze­wal­lungen und einer Ver­grö­ße­rung der Ei­er­stöcke kommen [2]. Wei­tere Ne­ben­wir­kungen können in sel­tenen Fällen ein­treten, sind aber auf den zu­ge­hö­rigen Bei­pack­zet­teln oder beim Arzt zu er­fahren. Au­ßerdem kann es bei der Be­hand­lung mit Clo­mifen zum so­ge­nannten “Ova­ri­ellen Über­sti­mu­la­ti­ons­syn­drom” kommen.

Bei der Ein­nahme von Clo­mifen be­steht eine er­höhte Wahr­schein­lich­keit von Mehr­lings­schwan­ger­schaften (6–8%) [1] [8].

Pro­ble­matik bei Mehr­lings­schwan­ger­schaften
Die Rate von Mehr­lings­schwan­ger­schaft ist bei Be­hand­lungen mit dem Aro­ma­tase-Hemmer Le­trozol ge­ringer als im Ver­gleich zu Clo­mifen [10]. Die Pro­ble­matik bei Mehr­lings­schwan­ger­schaften liegt wäh­rend der Schwan­ger­schaft bei den Ri­siken der Früh­ge­burt­lich­keit, dem er­höhten Ri­siko des früh­ge­burt­li­chen Todes und der so­ge­nannten “in­trau­te­rinen Wachs­tums­re­strik­tion”, was be­deutet, dass der Fötus nicht das ge­ne­ti­sche Wachs­tums­po­ten­zial er­reicht.

Auch für Schwan­gere gehen Mehr­lings­schwan­ger­schaften mit ver­mehrten Fällen von di­versen, er­höhten Ri­siken einher. Daher ist eine ärzt­liche Be­glei­tung und Auf­sicht wichtig, um Kom­pli­ka­tionen zu ver­meiden.

Fazit

Weißt Du ei­gent­lich, wie lange ein Zy­klus im Durch­schnitt geht? Wann findet der Ei­sprung statt, und somit der beste Zeit­punkt, um schwanger zu werden? Wie be­stimmt man die frucht­baren Tage? In un­serem Ar­tikel zum weib­li­chen Zy­klus fin­dest Du die pas­senden Ant­worten auf Deine Fragen.

Selbst bei Frauen, die ihren Zy­klus kennen, kann es etwas länger dauern. Nur die Hälfte aller Paare wird be­reits wäh­rend der ersten 3 Mo­nate schwanger. Nach 6 Mo­naten ca. 65% und erst nach einem Jahr sind etwa 80% der Frauen schwanger [9]. Soll­test Du be­reits ein Jahr lang er­folglos ver­su­chen, schwanger zu werden, emp­fehlen wir Dir, Kon­takt zu einem Fach­arzt auf­zu­nehmen.

Nicht zu ver­gessen: Die Er­folgs­raten bei hor­mo­nellen Sti­mu­la­tionen sind zwar hoch, eine Ga­rantie für eine ein­tre­tende Schwan­ger­schaft kann aber leider nicht ge­währ­leistet sein.

 

schwangere Frau lächelnd

 

Über Fer­tilly

Wir bei Fer­tilly haben es uns zur Auf­gabe ge­macht, Paare (homo- und he­te­ro­se­xuell) und Sin­gles auf dem Weg zur Er­fül­lung ihres Kin­der­wun­sches zu be­gleiten. Dabei ist es uns wichtig Trans­pa­renz im Be­reich der An­ge­bote zum Thema Kin­der­wunsch zu schaffen, In­for­ma­tionen und Wissen zu den Themen Schwan­ger­schaft und Frucht­bar­keit zu ver­mit­teln und Dir und Euch dabei zu helfen, die am besten pas­sende Kin­der­wunsch­klinik zu finden. Durch Ko­ope­ra­tionen mit erst­klas­sigen Kin­der­wunsch­zen­tren in Deutsch­land und im Aus­land werden An­fragen über Fer­tilly be­vor­zugt be­han­delt. Somit um­gehen un­sere Pa­ti­en­tinnen und Pa­ti­enten die sonst meist langen War­te­zeiten und kommen schneller an ihr Ziel.

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Quellen:

1. https://www.elternkompass.de/clomifen-bei-kinderwusnch/
2. Bei­pack­zettel Clo­mifen-ra­tio­pharm® 50mg Ta­bletten. Letzte Über­ar­bei­tung 2016
3. https://www.dr-nabielek.de/gynaekologie/kinderwunsch/behandlung-mit-clomifen
4. She­pard et al. (1979): Re­la­ti­onship of Weight to Suc­cessful In­duc­tion of Ovu­la­tion with Clo­mi­phene Ci­trate. De­part­ment of Ob­ste­trics and Gyneco­logy, Uni­ver­sity of Texas He­alth Sci­ence Center at San An­tonio, San An­tonio, Texas 78284
5. Schindler et al. (1979): Be­hand­lung der en­do­krin be­dingten pri­mären und se­kun­dären Ste­ri­lität der Frau mit Clo­mifen. Georg Thieme Verlag, Stutt­gart
6. https://attainfertility.com/understanding-fertility/treatment-options/medications/clomid/clomid-success-rates/
7.https://www.hormonspezialisten.de/indikationen/reproduktionsmedizin/ovarielle-stimulation/
8. So­vino et al. (2002): Clo­mi­phene ci­trate and ovu­la­tion in­duc­tion. Vol 4. No 3. 303–310 Re­pro­duc­tive Bio Me­di­cine On­line
9. Juul, et al. (1999): Re­gional dif­fe­rences in wai­ting time to pregnancy: pregnancy-based sur­veys from Den­mark, France, Ger­many, Italy and Sweden. Human Re­pro­duc­tion. 14: 1250–1254
10. Legro RS et al. Le­tro­zole versus clo­mi­phene for­in­fer­ti­lity in the po­ly­cy­stic ovary syn­drome.
N Engl JMed 2014; 371:119–129
11. In­ter­na­tional Evi­dence-based Gui­de­line for the­As­sess­ment and Ma­nage­ment of Po­ly­cy­stic Ovary Syn­drome 2018