Social Freezing: Ablauf & Erfolgschancen
Das Einfrieren von Eizellen ist der Medizin seit geraumer Zeit eine gängige Methode, um die Fruchtbarkeit für eine bestimmte Zeit zu bewahren. War es früher vor allem für Frauen gedacht, die ihre gesunden Eizellen aufgrund von Krebserkrankung und anstehender Chemotherapie einfrieren ließen, so ist es heute auch aus privaten, beruflichen oder finanziellen Gründen eine beliebte Alternative für flexible Familienplanung. Immer mehr Frauen nutzen die Möglichkeit des Social Freezings, um zu einem späteren Zeitpunkt schwanger werden zu können, indem sie sich eine „Fertilitätsreserve“ anlegen.
Was ist Social Freezing?
Social Freezing, in der medizinischen Fachsprache auch Kryokonservierung genannt, bezeichnet den vorsorglichen Prozess der Gewinnung und des anschließenden Einfrierens unbefruchteter Eizellen ohne medizinische Notwendigkeit. Mit dieser Methode können Frauen ihrem altersbedingten Fruchtbarkeitsverlust vorbeugen und sich ihren Kinderwunsch zu einem späteren Zeitpunkt erfüllen, indem die Eizellen wieder „aufgetaut“ werden.
Wie läuft Social Freezing ab?
Üblicherweise beginnt der Prozess des Social Freezings mit dem ersten Gespräch in einer Kinderwunschklinik. Vor Ort finden anschließend medizinische Voruntersuchungen statt. Nach einer hormonellen Stimulation werden bei der Kryokonservierung, also dem eigentlichen Verfahren, mehrere Eizellen entnommen, Schock-gefriert (vitrifiziert) und können dann über sehr lange Zeit im Labor gelagert werden.
Schritt 1: Voruntersuchung
Nach einem ausführlichen Vorgespräch mit Fachexperten, also Reproduktionsmedizinern oder Kinderwunschärzten, ist der nächste Schritt eine medizinische Voruntersuchung mittels Blutwerte (Hormonhaushalt) und Ultraschall. Der Arzt prüft dabei, ob die benötigten Voraussetzungen für das Social Freezing erfüllt werden (Erfolgswahrscheinlichkeit/ Chancen) und klärt Dich über mögliche Risiken der Behandlung auf. Weitere Unklarheiten und Informationslücken können im Vorfeld vom Spezialisten geklärt werden.
Schritt 2: Vorbereitung der Hormonellen Stimulation
Wenn Du nach den Voruntersuchungen alle Voraussetzungen erfüllst, wird ein Zeitpunkt für den Beginn der Stimulation festgelegt. Der Plan sowohl für die Dauer als auch Dosierung während der hormonellen Stimulation der Eierstöcke wird im Vorfeld gemeinsam mit dem Arzt erstellt. Da die entsprechenden Medikamente verschreibungspflichtig sind, erhältst Du ein ärztliches Rezept mit fachlicher Einweisung. Berechne für den Erhalt der Medikamente (meist Spritzen) genügend Zeit mit ein, um rechtzeitig starten zu können, da es sein kann, dass Du diese unter Umständen im Ausland bestellen musst.
Schritt 3: Hormonelle Stimulation
In einem bestimmten Zeitraum, der oft zwischen 10–14 Tage dauert, injizieren Du dir das verschriebene Hormon-Präparat zu Hause. Die hormonelle Stimulation soll dazu führen, dass bis zur Entnahme möglichst viele Eizellen heranreifen. Um den Wachstumsfortschritt der Follikel zu verfolgen und den Hormonspiegel im Auge zu behalten, finden regelmäßige Kontrolluntersuchungen über Ultraschall und Blutentnahme statt. Außerdem kann dadurch ermittelt werden, ob die Dosierung verändert werden sollte und wann der perfekte Zeitpunkt für die Entnahme der herangereiften Eizellen ist. Nach dieser Bestimmung wird einmalig ein Hormon injiziert ( „Trigger Shot”), das den Eisprung auslösen soll. Nach erfolgreicher Auslösung des Eisprungs kann der behandelnde Arzt mit der Entnahme beginnen.
Schritt 4: Entnahme der Eizellen
Um die gereiften Eizellen zu entnehmen, musst Du (meist einen Tag) nach der letzten Spritze in Ihre begleitende Kinderwunschklinik. Vor Ort wirst Du ein weiteres Mal untersucht und über die nächsten Schritte informiert. Nach ärztlicher Aufklärung wirst Du dann in einen OP-Saal geführt, in dem die Entnahme unter Kurz-Narkose durchgeführt wird. Meist ist der Eingriff gering und dauert nur etwa 15–30 min. In dieser Zeit entnimmt der Arzt die Follikel an den Eierstöcken durch sog. „vaginale Follikelpunktion”. Dabei werden Follikel, die bestenfalls alle eine reife Eizelle enthalten, durch eine sehr dünne Nadel „abgesaugt“. Im Anschluss an diesen kurzen Prozess wirst Du für das Aufwachen in ein ruhiges Zimmer gebracht, in dem Du dich ausruhen kannst, bis es für Dich wieder auf den Weg nach Hause geht. Zu Deiner eigenen Sicherheit musst Du wegen der (wenn auch kurzen) Vollnarkose von einer Person Deiner Wahl abgeholt werden.
Schritt 5: Einfrieren (Vitrifikation) der Eizellen
Nach Entnahme der Follikel wird von einem spezialisierten Biologen untersucht, wie viele davon eine reife Eizelle beinhalten. Geeignete Eizellen werden im Anschluss innerhalb einiger Sekunden bei ‑196°C eingefroren („Schock-Einfrieren“). Medizinisch wird dieses Verfahren auch als „Vitrifikation“ bezeichnet. Diese Methode bietet viele Vorteile, da sie zum Einen die Zellen nicht schädigt und zum Anderen eine sehr hohe, fast risikofreie „Auftaurate“ (98%) besitzt.
Schritt 6: Lagerung der Eizellen
Das Gute ist: Du kannst Deine vitrifizierten Eizellen mehrere Jahre, und sogar Jahrzehnte, sicher aufbewahrt lassen. Je größer die gelagerte Anzahl der Eizellen, umso höher ist zu einem späteren Zeitpunkt die Chance einer Schwangerschaft und damit die Erfüllung des persönlichen Kinderwunsches.
Wenn der richtige Zeitpunkt für Dich gekommen ist, werden die Eizellen wieder aufgetaut und können daraufhin befruchtet werden.
Wie hoch sind die Erfolgschancen?
Erfolgschancen
Sowohl die Quantität (“Eizellreserve”), als auch die Qualität der Eizellen entwickeln sich nicht linear zum Alter. Um die Erfolgswahrscheinlichkeiten beim Social Freezing besser zu verstehen, lohnt es, sich noch einmal das Verfahren vor Augen zu führen: Nach einer hormonellen Stimulation der Eierstöcke werden die Eizellen entnommen und anschließend bei minus 196 Grad Celsius eingefroren. Dementsprechend gibt es in diesem Prozess zwei wesentliche Schritte, welche die spätere Erfolgswahrscheinlichkeit einer Schwangerschaft aus kryokonservierten Eizellen bestimmen: 1. Die Entnahme und 2. Das Einfrieren der Eizellen.
Alter
Einer der wichtigsten statistischen Erfolgsfaktoren ist das Alter der Patientin bei der Eizellentnahme. Dies liegt daran, dass mit steigendem Alter die Qualität der Eier abnimmt — medizinisch spricht man davon, dass sich die “Euploidie der Zellorganismen” verringert.
Hinzu kommt, dass mit steigendem Alter die natürliche Eizellreserve abnimmt, weshalb mehr Zyklen benötigt werden, um die gleiche Anzahl an Eizellen zu gewinnen. Ein kritisches Alter hinsichtlich der Eizellreserve wird häufig bei rund 35 Jahren gesehen, da ab hier die Rate der Lebendgeburten überproportional abnimmt. Generell wird empfohlen, für Social Freezing mindestens eine Anzahl von 10 — 20 Eizellen zu entnehmen. Laut einer Studie aus dem Jahr 2017 mit 520 ICSI-Zyklen, haben Frauen mit 34, 37 und 42 Jahren bei 20 eingefrorenen Eizellen jeweils eine 90%, 75% und 37% Wahrscheinlichkeit für mindestens eine erfolgreiche Lebendgeburt. Eine 20-jährige Frau hat mit 20 eingefrorenen Eizellen sogar eine Wahrscheinlichkeit von 94%.
Gewünschte Anzahl der Geburten
Ebenso kann man den Fall betrachten, wenn sich Patientinnen mehrere Geburten auf Grundlage der eingefrorenen Eizellen wünschen. Wenn man wieder von 20 eingefrorenen Eizellen ausgeht, hat eine 34-jährige Frau eine Chance von 66% für mindestens 2 Lebendgeburten. Für eine 42-jährige Frau hingegen liegt die Wahrscheinlichkeit nur noch bei 7%.
Wenn mindestens 3 Lebendgeburten erzielt werden sollen, nimmt die Wahrscheinlichkeit der 34-jährigen Frau auf 38% ab; die Wahrscheinlichkeit der 42-jährigen liegt bei ca. 1%.
Insgesamt lässt sich also ein deutlicher Zusammenhang zwischen dem Alter bei der Entnahme der Eizellen und der Erfolgswahrscheinlichkeit einer späteren Schwangerschaft aus Social Freezing nachweisen. Dabei ist selbstverständlich anzumerken, dass es sich hier um statistische Mittelwerte handelt, die in der Praxis von Person zu Person individuell variieren. Ebenso gibt es unabhängig vom Alter beim Social Freezing keine Erfolgsgarantie auf eine spätere Schwangerschaft.
Methode
Weitere Unterschiede in den Erfolgsraten gibt es ebenfalls aufgrund der Methode des Einfrierens der Eizellen. Hier unterscheidet man das sogenannte “Slow Freezing” und die Vitrifikation. Die beiden Methoden entscheiden sich primär in der Geschwindigkeit, mit der die Eizellen eingefroren werden.
Beim Slow Freezing werden die entnommenen Eizellen über einen längeren Zeitraum hinweg um ca. 2 — 3 Grad Celsius pro Minute abgekühlt, bis sie die benötigten minus 196 Grad Celsius erreichen. Diese niedrige Endtemperatur ist nötig, um die biologischen Prozesse in den Eizellen zu stoppen und eine lange Lagerung ohne Qualitätsverlust möglich zu machen.
Bei der Vitrifikation (auch “Flash Freezing” genannt), werden die Eizellen in flüssigen Stickstoff getaucht, was ein Einfrieren innerhalb von Minuten erlaubt. Für das Einfrieren von Eizellen ist die Geschwindigkeit ein entscheidender Erfolgsfaktor: Eizellen bestehen zu einem großen Teil aus Wasser, weshalb es wichtig ist, beim Einfrieren eine Kristallisierung der Flüssigkeit zu verhindern. Entsprechend ist die Vitrifikation die eindeutig erfolgversprechendere Methode (Eizellen überleben zu ca. 92%), weshalb sie sich in den vergangenen Jahren auch weitestgehend durchgesetzt hat.
Zusammenfassung
Zusammenfassend sind somit das Alter der Frau, welches idealerweise unter 35 Jahren liegt, in Kombination mit der Methode des Einfrierens (Vitrifikation) entscheidende Faktoren, um die Erfolgswahrscheinlichkeit einer späteren Schwangerschaft durch Social Freezing zu erhöhen.
Nutzung der Eizellen
Du kannst selbst bestimmen, ob und wann Du die Eizellen zur Nutzung wieder auftauen lässt. Wenn Du auf natürliche Weise nicht schwanger werden kannst, ist eine künstliche Befruchtung (mittels IVF oder ICSI) möglich. Dabei werden die Eizellen mit den Samenzellen des Mannes befruchtet. Nach Beginn der Zellteilung kann die befruchtete Eizelle in die Gebärmutter eingesetzt werden. Trotz der hohen Erfolgswahrscheinlichkeit, eine Schwangerschaft mithilfe von Social Freezing auch noch im späten Alter zu erreichen, gibt es keine Garantie für eine unkomplizierte Familiengründung. Komplikationen können wegen verschiedenster Ursachen auftreten, weshalb eine fachärztliche Betreuung stets zu empfehlen ist.
Welche Risiken hat Social Freezing?
Social Freezing ist mit wenigen Risiken verbunden und eher unbedenklich. Neben der erhöhten Wahrscheinlichkeit einer Mehrlingsschwangerschaft bei künstlichen Befruchtungen, bleiben mögliche Komplikationen bestehen, die eine Schwangerschaft in höherem Lebensalter mit sich bringen kann: steigende Anfälligkeit für Schwangerschaftsdiabetes oder Bluthochdruck.
Gleichzeitig fallen bei einer durch Social Freezing entstandenen Schwangerschaft einige Risiken weg, bzw. minimieren sich stark, wenn die Eizellen in möglichst jungen Jahren kryokonserviert wurden: genetische Fehlbildungen oder altersbedingt hohes Abortrisiko.
Gründe für Social Freezing
Als amerikanische Firmen wie Facebook und Google im Mai 2014 ankündigten, die Social Freezing-Behandlungen ihrer Mitarbeiterinnen zu bezahlen, schlug dies in Deutschland große Wellen. Es war der Beginn einer gesellschaftlichen Debatte: Inwiefern sollte man junge Frauen dazu ermutigen, die Karriere vor die Familienplanung zu stellen und inwieweit darf dabei medizinisch nachgeholfen werden?
Obwohl die mediale Aufmerksamkeit um das Thema groß war, verfehlten die meisten Beiträge mit ihrer zentralen These – Social Freezing sei vor allem etwas für karriereorientierte Frauen – die eigentliche Wahrheit. In einer Studie aus dem Jahr 2013 wurden Frauen befragt, warum sie ihre Eizellen einfrieren lassen haben (Mehrfachnennungen waren möglich). Entgegen der gängigen Annahme, Social Freezing würde primär aus Karriere-Motiven betrieben, gaben nur 24% der befragten dies als Grund an. Ein deutlich größerer Teil der Befragten, nämlich 88%, gaben an derzeit noch keinen geeigneten Partner zum Kinderkriegen zu haben. 15% gaben finanzielle Gründe oder eine zu hohe Belastung für eine Verschiebung des Kinderwunsches an [3].
Eine weitere Motivation für Social Freezing wird ebenfalls oft vernachlässigt: In bestimmten Fällen lassen sich Krebspatientinnen vor einer Chemotherapie ihre Eizellen einfrieren, um diese im Falle eines späteren Kinderwunsches befruchten zu lassen. Diese Variante wird auch als Medical Freezing bezeichnet.
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Wir bei Fertilly haben es uns zur Aufgabe gemacht, Paare (homo- und heterosexuell) und Singles auf dem Weg zur Erfüllung ihres Kinderwunsches zu begleiten. Dabei ist es uns wichtig Transparenz im Bereich der Angebote zum Thema Kinderwunsch zu schaffen, Informationen und Wissen zu den Themen Schwangerschaft und Fruchtbarkeit zu vermitteln und Dir und Euch dabei zu helfen, die am besten passende Kinderwunschklinik zu finden. Durch Kooperationen mit erstklassigen Kinderwunschzentren in Deutschland und im Ausland werden Anfragen über Fertilly bevorzugt behandelt. Somit umgehen unsere Patientinnen und Patienten die sonst meist langen Wartezeiten und kommen schneller an ihr Ziel.
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