Menopause mit 30 — Meine persönliche Geschichte
„Ich wusste gar nicht, dass man in meinem Alter überhaupt in vorzeitige Wechseljahre kommen kann.“ — Jenny Künzi über ihre Menopause mit 36
In der Regel kommen Frauen zwischen 45 und 55 Jahren in die Menopause. Dann sind die Frauen unfruchtbar, denn die Eizellenvorräte sind erschöpft. Die Familienplanung ist dann abgeschlossen, die Kinder sind oftmals schon groß. Nicht so bei der Bernerin Jenny Künzi: Sie erhielt die Diagnose „Wechseljahre“ schon mit 36 Jahren. Es war ein Schock für die junge, unternehmungslustige Frau. Und dennoch stellte sich bei der Verwaltungsangestellten auch so etwas wie eine Erleichterung ein — denn jetzt gaben die Symptome, unter denen sie bis dahin gelitten hatte, endlich ein klares Bild. Hier erzählt Jenny ihre Geschichte, die auch eine Geschichte ihres persönlichen Wachstums ist.
Frühzeitige Wechseljahre sind kein Einzelfall
Frühzeitige Wechseljahre sind kein Einzelfall: Schätzungsweise rund ein bis vier Prozent der Frauen erleben die letzte Periode bereits vor dem 40. Geburtstag. Andere Berechnungen gehen sogar davon aus, dass jede zehnte Frau unter dem „Klimakterium praecox“ leidet. So wie Jenny Künzi aus Bern. Heute ist sie 42 Jahre alt, und sie erinnert sich noch gut an 2017, als es ihr unerklärbar schlecht ging.
„Ich habe mich damals eine längere Zeitlang nicht mehr wohl gefühlt. „Irgendwas ist anders“, so dachte ich oft. Es kamen Schwindel, vermehrt Migräne und Hitzewallungen in der Nacht dazu. Das ging über mehrere Monate. Meine Periode war nur noch sehr schwach ausgeprägt. Ich kann mich noch genau erinnern, es war im April 2017, da bekam ich plötzlich Herzrasen und extreme Stimmungsschwankungen. Nächtelang lag ich wach und konnte nicht schlafen. Ich suchte meinen Hausarzt auf. Der sagte, ich würde unter Depressionen leiden! Neben dieser – wie ich heute weiß – Fehldiagnose, stellte der Arzt einen massiven Vitamin-D-Mangel fest, konnte mir aber ansonsten nicht weiterhelfen. Schon seit langer Zeit war ich bei meiner Gynäkologin wegen einer hormonellen Migräne in Behandlung. Da die Migräne nun ebenfalls häufiger ausbrach, wandte ich mich für eine weitere Abklärung an die Frauenärztin. Ich erzählte ihr von meinen Symptomen und sie veranlasste eine Überprüfung meines Hormonstatus. So stellte sich heraus, dass ich in den vorzeitigen Wechseljahren war!
Mein Leben zuvor war nicht komplett anders, ich war und bin immer noch (oder zum Glück wieder) eine sehr aktive, motivierte und lebensfrohe Person. Aber in der Zeit, in der ich nicht wusste, was mit mir los war, hatte ich eine innere Leere und eine enorme Traurigkeit in mir. Ich hatte keine Motivation mehr und meine Lebensqualität litt enorm.“
Was war Deine Reaktion, als die Ärztin Dir sagte, Du seist mit 36 Jahren in der frühzeitigen Menopause?
„Für mich kam die Diagnose aus dem Nichts und daher war ich völlig überfordert mit der Situation. Ich wusste gar nicht, dass man in meinem Alter überhaupt in vorzeitige Wechseljahre kommen kann. Ich hatte mich nie mit dem Thema befasst. Damals hätte ich mich gerne mit anderen jungen Frauen in meinem Alter ausgetauscht, doch das Thema war hier in der Schweiz eher tabu. So richtig damit abfinden konnte ich mich erst zwei Jahre später. Es war für mich ein sehr langer Prozess.“
Australische Wissenschaftler kamen kürzlich zu dem Ergebnis, dass ein frühzeitiges Einsetzen der Periode — mit elf Jahren oder noch früher — mit einem 80-prozentig höheren Risiko für frühzeitige Wechseljahre einhergeht.
Wie sieht das bei Dir aus: Was glaubst Du, ist die Ursache für diesen recht frühen Eintritt?
„Meine Mutter kam auch mit circa 38 Jahren in die frühzeitigen Wechseljahre. Ich denke, dass dies vererbbar sein kann.
Ich finde es sehr gut, dass auf diesem Gebiet weiter geforscht wird. So handelt man das Thema nicht einfach mehr nur als Nebensache ab. Leider können wir in unserer Gesellschaft noch immer nicht offen über die vorzeitige Menopause sprechen. Dabei ist das sehr wichtig, denn bei einem unentdeckten Hormonmangel kann die Gesundheit der Frau massiv leiden (Herz, Knochen und Gehirn). Deshalb ist oft eine Hormonersatztherapie in jungen Jahren sehr wichtig!“
Wie bist Du durch die schwere Zeit nach der Diagnose gekommen?
„Vor allem gute Freunde und offene Gespräche haben mir sehr geholfen. Dafür bin ich enorm dankbar. Meine Hobbys, Tanzen und Burlesque-Tanzen, und generell Sport zu treiben,^ hat mich unterstützt, den Ausgleich auch in Momenten zu finden, in denen es mir sehr schlecht ging.
Leider bekommt man nicht immer nur nette Worte von nahestehenden Menschen zu hören. Ich musste mir oft anhören: “Sei froh, dass Du keine schlimme Krankheit oder Krebs hast“. Es fielen auch Sätze wie „Ach, das sind ja nur die Wechseljahre, die sind natürlich und normal. Damit musst Du halt zurechtkommen.“
Schwierig waren auch Kommentare, die mir vermeintlich Mut zusprechen sollten, wie: „Wow, der Kinderwunsch wird Dir einfach so abgenommen. Du musst Dich nicht mehr entscheiden.“
Solche Sätze möchte keine Frau von nahestehenden Menschen hören und schon gar nicht von anderen Frauen! Das hat mich sehr verletzt, zumal niemand weiß, wie ich mich in dieser besonderen Situation fühlte! Ähnlich wie bei einer psychischen Krankheit sieht man es einem Menschen leider auch nicht an, ob dieser in den vorzeitige Wechseljahren ist.“
Neben den körperlichen Symptomen der vorzeitigen Menopause erleben viele Frauen auch gerade Gefühle des Verlustes, weil sie vom Kinderwunsch Abschied nehmen müssen. Wie sah es da bei Dir aus?
„Ich hatte zum Glück nie einen Kinderwunsch. Ich kann mir dennoch gut vorstellen, dass eine solche Diagnose, die schon schlimm genug ist, dann wirklich zu extremer Trauer führen kann. Die Diagnose war jedoch auch ohne Kinderwunsch wie ein Schlag ins Gesicht, weil Du plötzlich weißt, du hast keine Möglichkeit mehr, alles rückgängig zu machen.“
Die vorzeitige Menopause muss kein Abschied vom eigenen Kind sein, denn es gibt die Möglichkeit der Eizellspende im Ausland. Was denkst Du darüber?
„Obwohl das für mich kein Thema war, hatte meine Gynäkologin mir damals einige Möglichkeiten aufgezeigt. Das fand ich richtig gut! Es ist sicher hilfreich für Frauen, die sich den Wunsch eines eigenen Kindes trotz der Diagnose gerne erfüllen möchten.“
Wie geht es dir heute?
„Ich bin in Behandlung mit einer Hormonersatztherapie. Ich benutze ein Hormonpflaster mit Östrogen und nehme bioidentisches Progesteron in Kapselform ein. Mir geht es mit dieser Therapie viel besser, und ich fühle mich heute wieder gut! Da jede Frau individuell ist, gibt es auch da verschiedene Therapieformen. Eine gute Beratung ist hier sehr wichtig.“
Jenny, Du tanzt viel – vor allem Burlesque, die charmant-sexy Art der Entblätterung im Stil der 20er Jahre. Inwieweit hat Dir dieses Hobby dabei geholfen, Deinen Körper so zu akzeptieren, wie er ist?
„An meinem Hobby liebe ich, dass es nicht nur um ein bestimmtes Schönheitsideal geht und nicht nur um die perfekte Körperform, sondern um das Selbstbewusstsein einer Frau. Wie viele Frauen, war ich jahrelang von dem gesellschaftlichen Ideal geprägt und fand mich nie besonders attraktiv oder sexy. Ich habe mich ständig mit anderen Frauen verglichen und mich nicht so akzeptiert, wie ich bin.
Durch meine „Leidenschaft“ Burlesque hat sich mein Selbstvertrauen in den letzten Jahren verändert. Heute kann ich dadurch meine Weiblichkeit ausleben. Es hat mir viel Vertrauen geschenkt und ich habe den Mut, nicht mehr zu überlegen, was andere Menschen über mich denken. Mein Hobby hat mir die nötige Weiblichkeit geschenkt, die mir in den Jahren zuvor gefehlt hat.“
Welchen Tipp kannst Du Frauen mitgeben, die vermuten, schon in jungen Jahren in die Menopause zu kommen?
„Wenn Du Unregelmäßigkeiten in Deinem Zyklus feststellt oder andere Symptome wie Migräne, Schlaflosigkeit, Herzrasen, nächtliches Schwitzen, Stimmungsschwankungen verspürst, macht es sicher Sinn, den Hormonstatus prüfen zu lassen. Frauen, die einen Kinderwunsch haben und wissen, dass zum Beispiel ihre Mutter oder Großmutter in die frühzeitigen Wechseljahre gekommen sind, sollten sich Hilfe holen. Entweder bei einer guten Gynäkolog*in oder aber in einem Kinderwunschzentrum. Hier kann man sich frühzeitig beraten lassen, was es für Möglichkeiten gibt, um einen späteren Kinderwunsch zu erfüllen.
Nicht zuletzt dank meines Interviews in der Zeitschrift Emotion kommen auch viele junge Frauen auf mich zu. Ihnen geht es ähnlich, wie mir damals und sie sind auf der Suche nach Hilfe. Ich finde es schön, anderen Frauen helfen zu können oder einfach meine Geschichte zu erzählen.
Es war für mich eine sehr schwere und prägende Zeit, die mich jedoch auch weitergebracht hat. Heute traue ich mich viel mehr als zuvor und ich bin viel selbstbewusster. Ich entscheide bewusst, was gut für mich ist und auf was ich verzichten kann.“
Über Fertilly
Wir bei Fertilly haben es uns zur Aufgabe gemacht, Paare (homo- und heterosexuell) und Singles auf dem Weg zur Erfüllung ihres Kinderwunsches zu begleiten. Dabei ist es uns wichtig Transparenz im Bereich der Angebote zum Thema Kinderwunsch zu schaffen, Informationen und Wissen zu den Themen Schwangerschaft und Fruchtbarkeit zu vermitteln und Dir und Euch dabei zu helfen, die am besten passende Kinderwunschklinik zu finden. Durch Kooperationen mit erstklassigen Kinderwunschzentren in Deutschland und im Ausland werden Anfragen über Fertilly bevorzugt behandelt. Somit umgehen unsere Patientinnen und Patienten die sonst meist langen Wartezeiten und kommen schneller an ihr Ziel.
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