AMH: Eizellreserve und das Anti-Müller-Hormon
Einer der Gründe dafür ist der begrenzte Vorrat an Eizellen, mit dem jede Frau geboren wird. In diesem Artikel befassen wir uns mit dem Thema Eizellreserve und ihrem hormonellen Parameter – dem Anti-Müller-Hormon.
Was ist eine Eizellreserve?
Ein kurzer Rückblick in den Biologieunterricht: Für die Zeugung eines Kinder wird der männliche Samen und die weibliche Eizelle benötigt. Sobald diese sich gefunden und verbunden haben, beginnt die Schwangerschaft. So weit, so gut.
Die Spermien des Mannes werden immer wieder erneuert, wohingegen der Frau nur eine bestimmte Anzahl an Eizellen zur Verfügung stehen: Die sogenannte ovarielle Reserve. Diese Reserve wird mit jeder Monatsblutung um mehrere Eizellen verringert. Pro Zyklus können von 40 bis zu 1000 Follikel verbraucht werden. Sobald die Eizellreserve ausgeschöpft ist, tritt die Menopause ein.
Wie wird die Eizellreserve gemessen?
Die Eizellreserve zeigt an, wie viele lebensfähige Eizellen in den Eierstöcken der Frau aktuell vorhanden sind. Die Kombination aus zwei Markern gibt darüber Auskunft: Die Anzahl der Follikel im Ultraschall und der AMH-Wert.
1. Die Anzahl der Follikel im Ultraschall
Zu der Bestimmung des Parameters wird ein Sonogramm der Eierstöcke durchgeführt, welches als antraler Follikelcount (AFC) bekannt ist. Diese Prozedur erfolgt zu Beginn des Zyklus und gibt eine Auskunft über die Menge der Eibläschen, in welchen später die Eizellen heranreifen können.
Bei der Untersuchung werden alle Eibläschen, die einen Durchmesser zwischen 2 — 10 mm haben, addiert. Ein Wert zwischen 6 und 10 Follikeln deutet auf eine normale ovarielle Reserve hin. Hingegen spricht man bei einem Wert unter sechs Follikeln von einem zu niedrigen Eizellvorrat.
2. Das Anti-Müller-Hormon im Blut
Ein weiterer Messwert ist das Anti-Müller-Hormon (AMH), mit dem wir uns im Weiteren beschäftigen werden.
Das Anti-Müller-Hormon
Das AMH hat zwei Hauptfunktionen:
1. Sexuelle Differenzierung
Das Hormon spielt eine wichtige Rolle bei der Geschlechtsbildung der Embryonen. Wird es ein Junge, wird das Hormon ausgestoßen und führt zur Rückbildung der sogenannten Müller-Gänge. Bei einem Mädchen wird das Hormon nicht produziert, wodurch sich aus den Gängen ein Uterus, die Eileiter und eine Vagina bilden können.
2. Parameter zur Einschätzung der Eizellreserve
Wie schon erwähnt, ist das Anti-Müller-Hormon ein Indikator für den Stand der Eizellreserve in den Eierstöcken. Es wird in den Granulosazellen gebildet und umgibt die Follikel, in denen die Eizellen heranreifen.
Somit entspricht die AMH-Konzentration der Anzahl der heranwachsenden Eibläschen und ermöglicht die Beurteilung des aktuellen Eizellvorrats. Sprich, ist der AMH-Spiegel hoch, verfügen die Eierstöcke über genügend Eizellen.
Wie wird das Anti-Müller-Hormon gemessen?
Der AMH-Spiegel wird mittels Blutabnahme bestimmt. Die Kosten der Untersuchung liegen zwischen 30 und 150 Euro und können bei einer medizinischen Notwendigkeit von der Krankenkasse übernommen werden. Allerdings ist eine Absprache mit der eigenen Krankenkasse empfehlenswert.
Außerdem kann der AMH-Spiegel ganz bequem von zu Hause aus mit unserem Selbsttest bestimmt werden.
Für das Anti-Müller-Hormon gelten folgende Normwerte: Ein Ergebnis von über 1 ng/ml deutet auf einen ausreichenden ovariellen Vorrat hin. Wogegen ein Wert von weniger als 1 ng/ml ein deutlicher Hinweis auf eine verminderte Eizellreserve und den möglichen baldigen Eintritt der Menopause ist.
Das Anti-Müller-Hormon ist außerdem ein guter Indikator der ovariellen Funktionsreserve, weil es jederzeit gemessen werden kann. Die Werte bleiben stabil und unterliegen keinen zyklusbedingten Schwankungen.
Jedoch sollten die Ergebnisse immer im Kontext betrachtet werden.
Zum einen ist das Alter der Patientin entscheidend. Derselbe Wert kann bei einer 30- und einer 36-Jährigen unterschiedliche Bedeutungen haben.
Zum anderen deuten neue Studien auf einen Zusammenhang des AMH-Spiegels mit der Einnahme von Kontrazeptiva. Hormonelle Verhütungsmittel lassen den Wert des Anti-Müller-Hormons bis zu 30% sinken! Somit lässt sich erst nach dem Absetzen der Pille ein aussagekräftiges Ergebnis feststellen.
Ein negativer Test ist noch lange kein Grund zur Verzweiflung! Die Anzahl der Follikel und das Anti-Müller-Hormon geben ausschließlich eine Auskunft über die Quantität der verbliebenen Eizellen der Patientin. Mit dem Ergebnis lässt sich also eine ungefähre Zeitspanne berechnen, in der die Frau noch schwanger werden könnte.
Doch ob eine Schwangerschaft überhaupt möglich ist, hängt stark von der Qualität der vorhandenen Eizellen, der Fruchtbarkeit des Partners und weiteren Faktoren ab. Daher kann es passieren, dass eine Frau mit einer niedrigen Eizellreserve fruchtbar ist und eher schwanger werden kann als eine Patientin mit vielen, aber nicht funktionellen Eizellen.
Wozu wird das Anti-Müller-Hormon gemessen?
Neben der Bestimmung der Eizellreserve, ist das Anti-Müller-Hormon auch bei der Diagnostizierung verschiedener Erkrankungen hilfreich. Bei Frauen gehören dazu folgende Krankheiten:
- Endometriose
- Wechseljahre/ Menopause: Der Wert liegt unter 0,4 ng/mL.
- Zyklusstörungen
- Polyzystisches Ovarialsyndrom (PCOS)
Eine Untersuchung des Anti-Müller-Hormons ist außerdem bei Frauen sinnvoll, bei denen die hormonelle Stimulation im Rahmen einer Kinderwunschbehandlung geplant ist. Aufgrund der Ergebnisse lässt sich die Dosierung der nötigen Medikamente bestimmen, sodass das Risiko einer hormonellen Überstimulation vermindert werden kann.
Auch bei Männern kann die Untersuchung bei der Feststellung der Infertilität oder auch bei der Beurteilung der Hodenfunktion helfen.
Wann ist das Anti-Müller-Hormon zu hoch?
Ein Wert von über 5,0 ng/ml deutet auf ein hohes Anti-Müller-Hormon im Blut. Ist das der Fall, so sollte unbedingt eine detaillierte Untersuchung durchgeführt werden. Die Ursache für einen zu hohen AMH-Wert könnte das Polyzystische Ovarsyndrom sein, bei welchem die Eierstöcke der Betroffenen von vielen kleinen Zysten (oder unvollständig gereiften Follikeln) umgeben sind. Diese Erkrankung ist bis zu dem heutigen Tag leider nicht heilbar und kann zu Unfruchtbarkeit führen.
Das Anti-Müller-Hormon ist zu niedrig: Was lässt sich tun?
Leider gibt es keine Mittel oder medizinische Eingriffe, die die Abnahme der Eizellreserve im Körper verhindern können. Unabhängig von der Anzahl der Schwangerschaften oder den angewendeten Verhütungsmethoden verringert sich der Vorrat mit dem steigenden Alter der Frau.
Allerdings sind davon nicht nur Frauen im fortgeschrittenen Alter betroffen. In wenigen Fällen kann die Eizellreserve auch schon in jungem Alter drastisch abnehmen.
Darauf können sich Faktoren wie der Lebensstil, Krankheiten oder genetische Veranlagung auswirken. So haben Wissenschaftler herausgefunden, dass die Wahrscheinlichkeit einer Schwangerschaft bei einer Raucherin jährlich um 4 % sinkt. Dabei spielt die Nikotinmenge keine Rolle, vielmehr trägt jede einzelne Zigarette zu dem Problem bei. In diesem Sinne: Wer die Erfüllung des eigenen Kinderwunsches anstrebt, sollte auf das Rauchen komplett verzichten.
Ein weiterer Ratschlag für Paare mit Kinderwunsch ist, auf einen gesunden Lebensstil zu achten. Wissenschaftliche Studien belegen, dass Übergewicht die Wahrscheinlichkeit einer natürlichen Schwangerschaft mindestens genauso senkt wie Rauchen. Die Eizellreserve wird durch diese Maßnahmen zwar nicht mehr steigen, doch die Lebensweise der Patientin kann beeinflussen, wie schnell sie sich ausschöpft.
Ist die Schwangerschaft zu dem aktuellen Zeitpunkt nicht erwünscht oder möglich, raten die Ärzte zu der sogenannten Kryokonservierung – dem Einfrieren der Eizellen.
Außerdem gibt es eine Reihe von potenziellen Therapien, wie die Einnahme von DHEA (Dehydroepiandrosteron), deren Wirkung jedoch bisher nicht ausreichend getestet und nachgewiesen werden konnte.
Um dem eigenen Körper nicht zu schaden oder die Hoffnung verfrüht aufzugeben, empfehlen wir Dir Dich von Deinem behandelnden Arzt beraten zu lassen. So lässt sich die beste Vorgehensweise für Deinen spezifischen Fall finden.
Über Fertilly
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