Künstliche Befruchtung — Ablauf, Risiken und Kosten
Allgemeine Informationen zu künstlicher Befruchtung
Künstliche Befruchtung ist einer der bedeutendsten medizinischen Fortschritte und oft die einzige Hoffnung für viele kinderlose Paare doch noch Eltern zu werden. Millionen von Menschen auf dieser Welt hat sie bereits zum Kinderwunsch verholfen. Allein in Deutschland sind eine Viertelmillion Kinder so entstanden [1].
Mittlerweile werden mehrere Reproduktionsmethoden praktiziert, die sehr individuell und nur nach einer ausführlichen Diagnostik der beiden Partner angewendet werden sollten. In diesem Artikel befassen wir uns mit dem Ablauf, den Risiken und den Kosten der gängigen In-Vitro-Fertilisation (IVF) und ihrer Sonderform der Intracytoplasmatischen Spermieninjektion (ICSI).
Von allen möglichen Methoden ist die künstlichen Befruchtung (IVF / ICSI) eine der aufwändigsten und erstreckt sich in der Regel über einige Wochen. Es werden mehrere Schritte durchgeführt, die, bis auf die eigentliche Befruchtung, sowohl für IVF als auch für ICSI gleich sind.
Schauen wir es uns genauer an.
Künstliche Befruchtung: Ablauf
Hormonbehandlung (Dauer: ca. 9 – 11 Tage)
Während eines natürlichen Menstruationszyklus wird im weiblichen Körper normalerweise eine einzelne Eizelle produziert, die nach dem Eisprung von dem männlichen Samen befruchtet werden kann.
Um bei einer IVF die Wahrscheinlichkeit einer Schwangerschaft jedoch zu erhöhen, muss sich die Frau oft einer Hormontherapie unterziehen. So wird durch die Einnahme bestimmter Hormone zunächst die Reifung mehrerer Eizellen stimuliert und anschließend, etwa neun bis elf Tage nach Beginn der Stimulation, die Ovulation (oder der Eisprung) eingeleitet.
Die Dosierung der Hormone hängt von der Eizellreserve ab. Wie groß diese ist, kann über den Wert des Anti-Müller-Hormons bestimmt werden. Teste deinen AMH-Wert ganz bequem von zu Hause aus mit unserem Selbsttest.
Punktion
Im nächsten Schritt werden mithilfe einer feinen Nadel befruchtungsfähige Eizellen entnommen (Punktion). Um mögliche Schmerzen und Risiken zu vermeiden wird die Frau oft unter eine Kurznarkose oder in einen Dämmerschlaf versetzt. Eine Nebenwirkung, die auftreten könnte, sind leichte Blutungen. Aber keine Panik, das ist ganz normal!
Befruchtung im Labor
In diesem Schritt findet die eigentliche Befruchtung statt. Wie bereits erwähnt, unterscheidet sich der Prozess bei beiden Methoden und es hängt von der Qualität der Spermien ab, welche Methode am besten für das Paar geeignet ist.
Befruchtung bei IVF
Nach der Punktion, werden die weiblichen Eizellen mit den männlichen Spermien in ein Reagenzglas gegeben, wo sie im besten Fall eigenständig zueinander finden. Daher auch die Bezeichnung “Reagenzglasbefruchtung”.
Somit erfolgt der eigentliche Befruchtungsprozess genauso wie im Körper der Partnerin [2]. Die Chancen einer Schwangerschaft nach der IVF liegen bei ca. 15 bis 20 Prozent pro Behandlungszyklus.
Befruchtung bei ICSI
Die ICSI Methode bietet eine bessere Chance auf ein eigenes Kind für alle Paare, deren Männer an einer Fruchtbarkeitsstörung leiden. Diese Methode eignet sich am besten, wenn…
- sich ungenügend Spermien im Ejakulat des Mannes befinden.
- die Spermien zu unbeweglich sind und es eher unwahrscheinlich ist, dass sie es von alleine zu der Eizelle schaffen.
In diesem Fall spritzt der Arzt mithilfe einer Mikropipette einzelne Spermien in die gewonnenen weiblichen Eizellen ein. Die Befruchtung läuft unter einem speziellen Mikroskop ab und kann somit strikt kontrolliert werden. Gelingt der Vorgang, so können die befruchteten Eizellen zwischen zwei bis sechs Tagen nach der Punktion in den Körper der Frau übertragen werden [2].
Erfolgschancen einer künstlichen Befruchtung
Das ist wahrscheinlich der wichtigste Punkt, der viele ungewollt kinderlose Menschen beschäftigt. Laut der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung liegt die Geburtenrate bei IVF und ICSI bei ca. 15 – 20% pro Behandlungszyklus. Deutschlandweit endeten im Jahr 2016 20,3 % aller IVF- und 19,5% aller ICSI-Eingriffe in erfolgreichen Geburten [1]. Nach einem Kryotransfer (Transfer der eingefrorenen befruchteten Eizelle oder eingefrorener Spermien) ist es immer noch möglich, ein eigenes Kind zu bekommen, doch die Wahrscheinlichkeit sinkt auf 17,7%.
» Hier findest Du mehr zum Thema Kryotransfer und Social Freezing!
Allerdings sollte man im Hinterkopf behalten, dass die oben genannten Werte nur als Anhaltspunkte dienen und von Situation zu Situation unterschiedlich sind. Unter anderem ist das Alter der Frau ausschlaggebend für den Erfolg der beiden Behandlungen. So beträgt die Schwangerschaftswahrscheinlichkeit im Alter bis zu 30 Jahren über 40% pro Embryotransfer, während sie ab dem 43 Lebensjahr nur noch bei 15% liegt [1].
Und hier eine weitere hilfreiche Statistik: Da eine Kinderwunschbehandlung meistens mit einer hohen emotionalen und finanziellen Belastung verbunden ist, brechen viele Patientinnen und Patienten frühzeitig ab. Die aktuellsten Studien schenken jedoch Hoffnung! Laut dem Deutschen IVF-Register steigt die Wahrscheinlichkeit einer Schwangerschaft nach mehreren Behandlungszyklen. So liegt sie nach einem Versuch bei 30%, nach dem dritten bei 61% und steigt nach dem vierten Transferzyklus auf 79% [1].
Künstliche Befruchtung: Kosten
Die Kosten einer Kinderwunschbehandlung sind hoch und können bis zu 4.000 € pro einen IVF und bis zu 5.000 € pro einen ICSI Behandlungszyklus liegen [3]. Und wenn man bedenkt, dass viele Paare gleich mehrere Versuche benötigen, müssen sie ziemlich tief in die Taschen greifen. Doch wer in Deutschland lebt und gesetzlich versichert ist, teilt die Kosten mit seiner oder ihrer Krankenkasse zu 50 % und für maximal drei Versuche einer IVF oder ICSI Behandlung.
Die gesetzlichen Krankenkassen beteiligen sich jedoch nur unter bestimmten Voraussetzungen. Diese sind:
- Künstliche Befruchtung muss medizinisch notwendig und nachweisbar sein.
- Das Paar muss verheiratet sein.
- Es dürfen ausschließlich Samen- und Eizellen der beiden Ehepartner verwendet werden.
- Das Alter der Partner muss zwischen 25 – 40 Jahren bei der Frau und zwischen 25 – 50 Jahren bei dem Mann liegen.
Private Krankenkassen haben andere Bedingungen und sollten individuell geklärt werden.
Risiken einer künstlichen Befruchtung
Wie bei jedem medizinischen Eingriff kann es auch bei einer Kinderwunschbehandlung zu körperlichen und seelischen Komplikationen kommen. Deshalb müsste der erste Schritt immer aus einer ausführlichen Beratung und Abwägung aller Vor- und Nachteile bestehen.
Risiken der Hormontherapie
Eine Hormontherapie kann sowohl seelisch als auch körperlich belastend sein. In einigen Fällen kann es zu einer sogenannten Überstimulation kommen, bei der die Eierstöcke auf die Behandlung “überreagieren”, sich stark vergrößern und zu viele Hormone produzieren. Außerdem kann sie zu Wassereinlagerungen im Bauchbereich führen und von Syndromen wie Übelkeit, Atemnot und Spannungen begleitet werden.
Mehrlingsschwangerschaften
Die Übertragung mehrerer Embryonen bei IVF und ICSI kann außerdem zu Mehrlingsschwangerschaften führen und die Gesundheit der Frau schwerwiegender beanspruchen. Dem Deutschen IVF-Register zufolge, liegt die Wahrscheinlichkeit Zwillinge auszutragen bei 21,1 % und bei 0,5 % für eine Drillingsschwangerschaft. Somit liegt Deutschland deutlich über anderen europäischen Ländern.
Stress
Auch psychische und finanzielle Belastungen sind weitere wichtige Aspekte, die auf keinen Fall vernachlässigt werden sollten.
Wird sich das Embryo einnisten? Wie verläuft die Schwangerschaft? Besteht die Gefahr einer Fehlgeburt? Die Ungewissheit nach dem Embryotransfer können das Paar verständlicherweise sehr mitnehmen und eine echte emotionale Achterbahn verursachen. Kein Wunder, denn oft werden alle Hoffnungen auf die Behandlung gesetzt!
Außerdem muss der Lebensstil, der Tagesablauf und sogar das Sexleben drastisch umgestellt und an den Behandlungsplan angepasst werden.
Um sich diese auch so nervenaufreibende Phase zu erleichtern, ist es eventuell sinnvoll auf professionelle Hilfe zurückzugreifen und die Behandlung von einem Psychologen begleiten zu lassen.
Fazit: Künstliche Befruchtung
Zusammengefasst: Die Entscheidung für oder gegen eine künstliche Befruchtung ist wie eine Waage. Auf der einen Tafel liegen Ungewissheiten und Herausforderungen, die auftreten können: Kosten, sowie gesundheitliche und emotionale Belastungen. Auf der anderen Tafel liegt die Sehnsucht nach einem eigenen Kind. Welche der Seiten überwiegt, ist sehr individuell und hängt voll und ganz von den Möglichkeiten der potenziellen Eltern ab.
Wichtig ist Folgendes: Solch ein lebensverändernder Schritt sollte nicht nur von Emotionen geleitet werden. Glücklicherweise leben wir in einer Zeit, in der wir mithilfe von Daten und Ergebnissen medizinischer Tests eine gut überlegte Entscheidung treffen können.
Nimm Dir Zeit, um einen Spezialisten zu finden, auf den Du Dich verlassen kannst. Ein guter Arzt wird Dir mit allen möglichen Informationen zur Seite stehen und Dich in dieser entscheidenden Lebensphase begleiten. Wir arbeiten mit den besten Kinderwunschzentren Europas und beraten Dich gern!
Über Fertilly
Wir bei Fertilly haben es uns zur Aufgabe gemacht, Paare (homo- und heterosexuell) und Singles auf dem Weg zur Erfüllung ihres Kinderwunsches zu begleiten. Dabei ist es uns wichtig Transparenz im Bereich der Angebote zum Thema Kinderwunsch zu schaffen, Informationen und Wissen zu den Themen Schwangerschaft und Fruchtbarkeit zu vermitteln und Dir und Euch dabei zu helfen, die am besten passende Kinderwunschklinik zu finden. Durch Kooperationen mit erstklassigen Kinderwunschzentren in Deutschland und im Ausland werden Anfragen über Fertilly bevorzugt behandelt. Somit umgehen unsere Patientinnen und Patienten die sonst meist langen Wartezeiten und kommen schneller an ihr Ziel.
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Quellen:
1. DIR (2018): Jahrbuch 2017. In: Journal für Reproduktionsmedizin und Endokrinologie; Sonderheft 1.
2. Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (2017), Sehnsucht nach einem Kind. Möglichkeiten und Grenzen der Medizin.
3. Passet-Wittig, J., Ruckdeschel, K., Schumann, A., Bujard, M. (2018), Reproduktionsmedizin und Familienplanung.