Pu­blished: 6. April 2022 | Up­dated: 19. De­cember 2023 Author: An­drea Helten | Re­viewed by Chris­toph Müller-Gun­trum

Paar­the­ra­peutin Mar­leen Theißen von „Dea­rest“ über Be­zie­hungs­pro­bleme wäh­rend der Kin­­der­­wunsch-Reise

Ein un­er­füllter Kin­der­wunsch kann eine Be­zie­hung be­lasten. Ganz egal, ob dieser Wunsch ein­seitig be­steht oder sich beide Partner*innen ein (leib­li­ches) Kind wün­schen. Auch se­xuell können Span­nungen auf­kommen, die den Druck auf die Partner noch er­höhen.

Wir haben Mar­leen Theißen, sys­te­mi­sche Coa­chin und Paar­the­ra­peutin von der App „Dea­rest“, ge­fragt, wie und warum Kon­flikte rund um das Thema Kin­der­wunsch ent­stehen können und wie Paare diese ge­meinsam lösen können, um glück­lich zu bleiben.

Vielen Paaren

Einen ge­mein­samen Kin­der­wunsch zu haben, müsste doch ei­gent­lich zu­sam­men­schweißen, oder?

Der ge­mein­same Wunsch ein leib­li­ches Kind zu be­kommen, ist für viele Paare eine wun­der­schöne und ver­bin­dende Zeit. Das Paar ist glück­lich mit­ein­ander, malt sich eine ge­mein­same Zu­kunft als Fa­milie aus und be­ginnt Pläne zu schmieden.

Den­noch er­leben viele Paare, dass der ge­mein­same Wunsch auch Pro­bleme mit sich bringen kann. Denn so schnell  wie ge­dacht, stellt sich das Wunsch­kind oft nicht ein.

Was sind hier die häu­figsten Streit­themen?

Je länger der Kin­der­wunsch un­er­füllt bleibt, desto be­las­tender kann dieser für eine Be­zie­hung sein und ver­mehrt zu Kon­flikten führen. In dieser un­si­cheren Zeit durch­leben be­trof­fene Paare oft Ge­fühle wie Angst, Ohn­macht und Trau­rig­keit oder emp­finden Schuld­ge­fühle. Zudem kann der von außen wahr­ge­nom­mene Druck steigen und zu­sätz­li­chen Stress aus­lösen. Wäh­rend viele Paare ver­su­chen im Alltag und Job wei­terhin zu “funk­tio­nieren”, scheint beim Zu­sam­men­sein das Pro­blem om­ni­prä­sent zu sein. Ein Streit kann hier ganz un­ab­hängig vom Thema als Ventil für ne­ga­tive Ge­fühle und un­er­füllte Be­dürf­nisse dienen. Da der un­er­füllte Kin­der­wunsch für beide Partner*innen sehr emo­tional sein kann, werden Vor­würfe und Schuld­zu­wei­sungen als be­son­ders ver­let­zend emp­funden.

 

Wie schafft man es, das ei­gene Be­dürfnis zu äu­ßern, ohne den an­deren zu ver­letzen?

Vielen Partner*innen fällt es nicht leicht, sich zu öffnen und die ei­genen Be­dürf­nisse mit­zu­teilen. Dies ist aber wichtig, um ge­gen­sei­tiges Ver­ständnis zu er­rei­chen.

Eine Mög­lich­keit, die ich Paaren gerne für zu Hause an die Hand gebe, ist das “Zwie­ge­spräch”. Hier sitzt das Paar Rü­cken an Rü­cken, so­dass man sich nicht in die Augen schaut. Jede*r hat nach­ein­ander zehn Mi­nuten Zeit, seine Be­dürf­nisse, Sorgen, Ängste und Ge­fühle zu teilen, ohne dass der oder die an­dere diese kom­men­tiert. Paare können sich in diesem Rahmen ge­gen­seitig sagen, was sie brau­chen, was ihnen wichtig ist und ihre Grenzen auf­zeigen. Es sind nur “Ich-Bot­schaften” er­laubt und Vor­würfe werden un­ter­lassen. Da­durch bietet das Zwie­ge­spräch einen si­cheren Raum ohne Wer­tung und Ver­let­zungen.

Als wei­tere Formen des “Zwie­ge­sprächs” kann man bei­spiels­weise eine zu­ge­wandte Hal­tung aus­pro­bieren, in dem man sich in die Augen schaut oder die je­wei­lige Sprech­zeit auf 15 Mi­nuten er­höht. In jedem Fall kann sich ein re­gel­mä­ßiges “Zwie­ge­spräch” sehr po­sitiv auf die Be­zie­hungs­dy­namik aus­wirken. Und dies auch nicht erst, wenn Kon­flikte und Pro­bleme im Raum stehen.

Paar Rücken an Rücken

Schwierig ist es si­cher auch beim Thema Se­xua­lität:

Wo­mög­lich kommt zwi­schen Ei­sprung be­rechnen und Schwan­ger­schafts­tests die Lust ab­handen. Was sind da Deine Er­fah­rungen?

Wenn der Druck steigt, sinkt die Lust. Das ist zwar ganz na­tür­lich, aber beim Thema Kin­der­wunsch nicht hilf­reich. Vielen Paaren hilft es, be­wusst zwi­schen zweck­ori­en­tierten Sex an den frucht­baren Tagen und lust­ori­en­tierten Sex an den rest­li­chen Tagen zu un­ter­scheiden. Das heißt: Rund um den Ei­sprung ist der Sex ein biss­chen “for­meller”, da so­zu­sagen ein kon­kreter Termin mit Ziel be­steht. An den an­deren Tagen ist dann wieder mehr Raum für Spon­ta­nität, Lust und Ro­mantik.

Was sind Deine Tipps für ein er­fülltes Sex­leben? Was rätst Du Paaren, die sich einer ex­tremen Stress-Si­tua­tion aus­ge­setzt fühlen? Der Rat­schlag “Ein­fach mal ent­spannen” oder “Am besten in den Ur­laub fahren” ist zwar häufig ge­sagt, aber nicht ge­rade hilf­reich, oder!?

Unter Stress ist es nicht ein­fach, ein er­fülltes Sex­leben zu haben. Vielen meiner Klient*innen hilft ein be­wusster Per­spek­tiv­wechsel: Weg vom Pro­blem, hin zu schönen Mo­menten und Aspekten. Das heißt, der Fokus sollte bei­spiels­weise nicht auf den Tagen liegen, an denen man keinen Sex hat. Son­dern auf den vor­han­denen, in­timen Mo­mente und Zärt­lich­keiten. Auch die Wert­schät­zung des ei­genen Kör­pers und dem der Part­nerin oder des Part­ners ist hierbei hilf­reich.

Eine wei­tere Emp­feh­lung ist es, sich be­wusst mit der Part­nerin oder dem Partner über se­xu­elle Be­dürf­nisse, Wün­sche und Vor­lieben aus­zu­tau­schen. Traut euch kon­kret zu fragen: “Was ge­fällt dir?”, “Was be­reitet dir Lust?”

Es lohnt sich, neu­gierig zu bleiben und etwas Neues aus­zu­pro­bieren. Das kann sehr ver­bin­dend wirken.

Was kannst Du Paaren mit Kin­der­wunsch an prak­ti­schen Tipps mit­geben?

1. Im Aus­tausch bleiben

Auch wenn es nicht immer leicht fällt und das Thema Kin­der­wunsch sehr viel Raum ein­nehmen kann: Es ist gut für die Paar­be­zie­hung, im emo­tio­nalen Aus­tausch zu bleiben. Das kann auch be­deuten, dass die Part­nerin oder der Partner ganz an­dere Ge­fühle emp­findet oder Be­dürf­nisse hat, die man selbst nicht teilt. Es ist dann wichtig, die An­ders­ar­tig­keit der Part­nerin oder des Part­ners an­zu­nehmen, zu ak­zep­tieren und Ver­ständnis zu zeigen.

2. Den pas­senden Um­gang mit dem Um­feld finden

Ich er­lebe viele Paare, die einen hohen Druck und Er­war­tungen sei­tens der Fa­milie, dem Freun­des­kreis und des Ar­beits­um­felds wahr­nehmen. Es emp­fiehlt sich, einen ge­mein­samen und be­wussten Um­gang als Paar zu finden. Dies kann bei­spiels­weise be­deuten, sich ab­zu­grenzen und den Kin­der­wunsch in be­stimmten Kreisen nicht zu the­ma­ti­sieren. Es kann aber ge­nauso ent­schieden werden, mit be­stimmten Men­schen ex­plizit und offen das Thema Kin­der­wunsch zu be­spre­chen. Also den ak­tu­ellen Stand, Ge­fühle und Be­dürf­nisse zu teilen.

3. Un­ter­stüt­zung su­chen

Ein un­er­füllter Kin­der­wunsch kann eine be­son­dere Be­las­tung dar­stellen. Diese muss ein Paar nicht al­lein durch­stehen. Es gibt zahl­reiche Un­ter­stüt­zungs­mög­lich­keiten —  bei­spiels­weise ein Pa­ar­coa­ching, eine pro­fes­sio­nelle Kin­der­wunsch­be­glei­tung, Aus­tausch mit Be­trof­fenen oder die Be­ra­tung durch Ärzt*innen. Eine Un­ter­stüt­zung kann von An­fang an hilf­reich sein.

 

Freundesgruppe

Ein un­er­füllter Kin­der­wunsch kann mit vielen Schick­sals­schlägen und Ver­lust ein­her­gehen.  Wie können Paare dieses Zeit ge­meinsam durch­stehen?

Wenn ein Paar ein Kind ver­liert, ge­hört dies mit zum Trau­rigsten, was ihnen pas­sieren kann. Der Pro­zess der Trauer wird in der Part­ner­schaft häufig un­ter­schied­lich er­lebt. Die Frau* er­lebt den Ver­lust des Kindes durch den ei­genen Körper meist noch viel be­wusster. Der Partner*in sorgt sich um seine Part­nerin, fühlt sich ge­ge­be­nen­falls hilflos, und nimmt da­durch die Trauer oft we­niger be­wusst wahr oder ver­drängt diese. Um die Zeit nach dem Ver­lust eines Kindes ge­meinsam durch­zu­stehen, kann das Wissen um diese Un­ter­schiede hilf­reich sein.

Oft fühlen sich Paare in der Zeit sehr al­leine, da die Fehl­ge­burt leider noch ein sehr scham­be­setztes und ta­bui­siertes Thema ist. Es ist ratsam, sich Un­ter­stüt­zung in­ner­halb der Fa­milie oder bei Freund*innen zu su­chen oder/und auf pro­fes­sio­nelle Un­ter­stüt­zung, wie Psychotherapeut*innen zu zu­rück­zu­greifen. Zö­gert nicht, euch Hilfe zu su­chen, wenn ihr diese braucht!

Wie wichtig ist eine ge­mein­same Paar­be­ra­tung, be­glei­tend zur Kin­der­wunsch­be­hand­lung?

Meiner Er­fah­rung nach ist eine pro­fes­sio­nelle Un­ter­stüt­zung für ein Paar sehr hilf­reich, da sie viel Last von dem Paar nimmt. Es gibt dann einen be­stimmten Zeit­punkt und ge­schützten Raum, in dem über Ge­fühle, Ängste und Be­dürf­nisse ge­spro­chen werden kann. Oft fällt das Teilen von Emo­tionen leichter, wenn eine ver­mit­telnde Person, also Coach*in oder Paartherapeut*in zwi­schen­ge­schaltet ist. Neue Per­spek­tiven werden auf­ge­zeigt und das Paar bleibt leichter in Ver­bin­dung.

Mar­leen Theißen von „Dea­rest“

Vor­stel­lung

Mar­leen ist sy­te­mi­sche Coa­chin und Paar­the­ra­peutin in Berlin und seit 2021 als Be­zie­hungs­coa­chin bei „Dea­rest“  – dem di­gi­talen Be­zie­hungs­com­pa­nion — tätig.

Als Be­zie­hungs­coa­chin bei Dea­rest un­ter­stützt Mar­leen Paare und Ein­zel­per­sonen bei Themen wie Kin­der­wunsch, Kon­flikt­lö­sung, Kom­mu­ni­ka­tion und Selbst­für­sorge. Dea­rest er­mög­licht neben einem so­for­tigen Zu­gang zu zer­ti­fi­zierten Be­zie­hungs­coa­ches auch hilf­reiche Ar­tikel und Video-Lern­reisen in der App rund um das Thema Be­zie­hungs­ge­sund­heit.

Wie wir helfen

Über Fer­tilly

Wir bei Fer­tilly haben es uns zur Auf­gabe ge­macht, Paare (homo- und he­te­ro­se­xuell) und Sin­gles auf dem Weg zur Er­fül­lung ihres Kin­der­wun­sches zu be­gleiten. Dabei ist es uns wichtig Trans­pa­renz im Be­reich der An­ge­bote zum Thema Kin­der­wunsch zu schaffen, In­for­ma­tionen und Wissen zu den Themen Schwan­ger­schaft und Frucht­bar­keit zu ver­mit­teln und Dir und Euch dabei zu helfen, die am besten pas­sende Kin­der­wunsch­klinik zu finden. Durch Ko­ope­ra­tionen mit erst­klas­sigen Kin­der­wunsch­zen­tren in Deutsch­land und im Aus­land werden An­fragen über Fer­tilly be­vor­zugt be­han­delt. Somit um­gehen un­sere Pa­ti­en­tinnen und Pa­ti­enten die sonst meist langen War­te­zeiten und kommen schneller an ihr Ziel.

Du möch­test Dich weiter über Kin­der­wunsch­zen­tren, Er­folgs­raten und Preise in­for­mieren, melde Dich gerne über diesen Fra­ge­bogen bei uns. Wir be­raten Dich kos­tenlos und un­ver­bind­lich.

Wie läuft die Be­ra­tung ab?

  • Be­ant­worte uns im On­line For­mular erste Fragen um einen Termin zu bu­chen. So können wir im Ge­spräch besser auf Deine Be­dürf­nisse ein­gehen.

  • Wir finden den besten An­sprech­partner für Deinen kon­kreten Fall. Plane für die Be­ra­tung 20 Mi­nuten Zeit ein.

  • Wir stellen Dir das für Dich pas­sende Kin­der­wunsch­zen­trum aus un­serem Netz­werk vor, ver­ein­baren einen Termin und be­gleiten Dich bis zum er­füllten Kin­der­wunsch.

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