Zyklusstörungen und die Rolle des Östradiols bei Kinderwunsch
Welche Funktion hat Östradiol im weiblichen Körper?
Östradiol (auch: Estradiol) ist das für den weiblichen Zyklus entscheidende Östrogen. Es wird in den Eierstöcken unter dem Einfluss des follikelstimulierenden Hormons (FSH) gebildet. In der Schwangerschaft bildet auch die Plazenta das Östradiol aus.
Die Ausschüttung von Östradiol durch die Eierstöcke erfolgt zyklusabhängig. In der ersten Zyklushälfte wird Östradiol von den heranreifenden Follikeln gebildet, in der zweiten Zyklusphase vom sogenannten Gelbkörper. Ein erheblicher Östradiol-Anstieg ist unmittelbar vor dem Eisprung messbar und ein weiterer, kleinerer Anstieg in der zweiten Zyklushälfte. Das Hormon übernimmt im weiblichen Körper die folgenden Aufgaben:
- Wachstum der Geschlechtsorgane (Eierstöcke, Eileiter, Schamlippen, Brust)
- Knochenwachstum
- Fettablagerungen an den typisch weiblichen Stellen
- Wachstum der Gebärmutterschleimhaut
- Schutz des weiblichen Gehirns in der Lebensmitte
Wirkung weiterer Östrogene auf den weiblichen Zyklus
Neben dem Östradiol bilden die Eierstöcke das Hormon Östron, das allerdings erst in der Menopause an Bedeutung gewinnt. Östriol stellt dagegen ein Abbauprodukt der anderen Östrogene dar.
Einfluss des Östradiols auf die Fruchtbarkeit der Frau und ihren Zyklus
Damit sich eine befruchtete Eizelle in der Gebärmutter einnisten kann, muss eine gut aufgebaute Schleimhaut vorhanden sein. Genau für diesen Schleimhautaufbau ist das Östradiol verantwortlich. Kommt es an dieser Stelle zu einer Störung, dann kann der Zyklus aus dem Gleichgewicht geraten und eine Schwangerschaft verhindert werden.
Der Einfluss des Östradiols auf die Eizellreserve
Zyklusstörungen können auch dann entstehen, wenn die Eizellreserve erschöpft ist und Frauen (frühzeitig) in die Wechseljahre kommen. Um die Eizellreserve zu ermitteln und damit auch die Erfolgswahrscheinlichkeit einer Schwangerschaft besser beurteilen zu können, werden am 3. Zyklustag die Werte FSH und Östradiol bestimmt. Sehr hohe Werte deuten auf eine geringe ovarielle Reserve hin. Man geht davon aus, dass die frühzeitige Östradiol-Erhöhung auf ein zeitgleich erhöhtes FSH zurückgeht, so dass ein Follikel frühzeitig zum dominanten Follikel wird. Dieser produziert in der Folge zu große Östradiolmengen. [1]
Östradiol-Bestimmung zur Abklärung von Zyklusstörungen
Ein regelmäßiger Zyklus ist die beste Voraussetzung für das Eintreten einer Schwangerschaft. Ein zu hoher oder zu geringer Anteil an Östradiol kann verschiedene Zyklusstörungen auslösen, die auch die Fruchtbarkeit beeinflussen. Die folgenden Symptome können ein Hinweis auf einen abnormen Östradiol Spiegel sein:
- Ausbleibende Regelblutung (Amenorrhoe)
- Seltene Blutungen (Oligomenorrhoe)
- Sehr häufige Blutungen (Polymenorrhoe)
- Sehr schwache oder extrem starke Blutungen (Hypo- bzw. Hypermenorrho)
- Zu lange Blutungen (Menorrhagie)
- Schmierblutungen
Ursachen für eine klinische Erhöhung / Verminderung des Östradiol-Spiegels
Wird bei der Blutentnahme ein zu niedriger oder ein zu hoher Wert an Östradiol im Blut festgestellt, dann kann dies verschiedene Ursachen haben. Anhand der folgenden Messwerte orientieren sich die Ärzte bei der Diagnostik [2]:
Welche Ursachen gibt es für erhöhte Östradiolwerte?
Weichen die Messwerte erheblich von der Norm ab, dann kann dies verschiedene Ursachen haben. Hohe Östradiolwerte können ein Hinweis auf vorzeitige Wechseljahre sein. Auch in der Schwangerschaft sind die Östradiol-Werte erhöht. In seltenen Fällen liegen Östradiol-bildende Tumore vor.
Welche Gründe können hinter niedrigen Östradiol-Werten stehen?
Liegen die Werte unterhalb der Norm, dann kann dies ein Hinweis auf Erkrankungen der Eierstöcke sein. Produzieren die Eierstöcke trotz ausreichender FSH-Stimulation nicht ausreichend Östradiol, steuert die Hirnanhangdrüse mit der vermehrten FSH-Ausschüttung nach. Ein niedriger Östradiolspiegel bei hohen FSH-Werten ist daher ein deutlicher Hinweis auf eine Schädigung der Eierstöcke. Eine weitere Ursache können Autoimmunerkrankungen wie Hashimoto-Thyreoiditis, Erkrankungen der Nebenniere (Morbus Addison) oder der Bauchspeicheldrüse (Diabetes Typ I) sein. Man spricht in all diesen Fällen von einer primären Ovarialinsuffizienz.
Eine sekundäre Ovarialinsuffizienz tritt dann auf, wenn der Körper zu wenig FSH und LH produziert, so dass die Produktion des Östradiols eingeschränkt wird. In diesem Fall liegt die Ursache nicht primär in den Eierstöcken, sondern in den Steuerungszentren der Hirnanhangdrüse und des Hypothalamus.
Abweichende Östradiol-Normwerte müssen immer abgeklärt werden, vor allem dann, wenn ein unerfüllter Kinderwunsch besteht. Für die Behandlung gibt es keine pauschale Vorgehensweise. Nachdem die Ursachen für die abweichenden Östradiol-Werte gefunden wurden, gilt es, diese richtig zu behandeln.
Indikation für die Verschreibung von Estradiol-Hormonen
Estradiol in synthetischer Form wird vor allem zur Hormonersatztherapie verschrieben, um zum Beispiel einem Östrogen-Mangel bei Wechseljahresbeschwerden entgegenzuwirken. Manchmal wird es auch für die Empfängnisverhütung verschrieben sowie zur Behandlung von Akne.
Östradiol während einer Fruchtbarkeitsbehandlung
Wenn Frauen sich für eine Fruchtbarkeitsbehandlung wie eine Insemination oder eine IVF/ICSI entscheiden, dann wird in der Regel das Follikelwachstum in den Eierstöcken mit Medikamenten wie Clomifen sowie Gonadotropinen oder GnRH gefördert. Diese künstliche Stimulation muss durch die regelmäßige Bestimmung des Östradiolwerts überwacht werden. Ein zu hoher Östradiol-Spiegel unter der Stimulation zeigt das Risiko für das sogenannte Überstimulationssyndrom an.
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Literatur:
[1] Speroff, Clinical Gynecologic endocrinology and infertility, 2005
[2] Leidenberger, F. u.a.: Klinische Endokrinologie für Frauenärzte, 2005