Transgender und Kinderwunsch
Transgender und Schwangerschaft
In den letzten Jahren ist das Thema Transgender zunehmend in den medialen Blickpunkt getreten. Zeitgleich hat die Medizin große Fortschritte errungen, die wiederum für die weltweite Trans-Szene sicherlich interessant sein dürften. Und auch, wenn wir mit Schwangerschaft und Geburt zunächst und traditionell eher Stationen im Leben einer Frau assoziieren, ist hier eine Weitung des Perspektive gefragt.
Transmänner mit Bart und kugelrunden Schwangerschaftsbäuchen – dieser Anblick mag für manche neu und ungewohnt sein. Nicht zuletzt jedoch, seit der Brite Freddie McConnell seine Schwangerschaft im Rahmen der filmischen Dokumentation „Seahorse“ publik gemacht hat, darf das Thema Elternschaft sich neuen Möglichkeiten öffnen.
Der Begriff „Transmann“ und „Transfrau“
Grundsätzlich spricht man von „Transgeschlechtlichen-Personen“, wenn sich eine Person nicht mit dem Geschlecht identifiziert, das bei der Geburt eingetragen wurde. Transgender-Personen können beispielsweise mit Gebärmutter und Eierstöcken geboren werden, sich jedoch dem männlichen Geschlecht zugehörig fühlen. Sie können durch zum Beispiel die Einnahme von Hormonen und/oder geschlechtsmodifizierenden Operationen für eine Annäherung an das männliche Geschlecht sorgen. Sogenannte Transmänner können, müssen aber nicht über eine Gebärmutter und Eierstöcke verfügen.
Von Transfrauen spricht man, wenn Personen sich als Frauen identifizieren, obwohl ihnen bei der Geburt das männliche Geschlecht zugeordnet wurde. Daneben gibt es eine Vielzahl an Transgender-Personen, wie zum Beispiel nicht-binäre Menschen oder Menschen mit fließendem Geschlecht.
Trans-Menschen und Kinderwunsch
Es gibt bislang keine verlässlichen Zahlen darüber, wieviel Transgender-Personen Schwangerschaften austragen. Eine Studie aus Belgien aus dem Jahr 2020 mit dem Namen „Elternwunsch und Fertilitätserhalt bei in Belgien lebenden Transgender-Personen, die bei der Geburt als weiblich eingestuft wurden“ zeigte es: 39% der befragten Personen hegten den Wunsch, Eltern zu werden. Was hält sie davon ab? Neben Ängsten wie der Angst vor Diskriminierung des Kindes, angenommener Aufwand und Schwierigkeiten bei Adoptionsverfahren sieht allein die rechtliche Lage komplex aus. Denn in vielen Ländern geht eine rechtliche Geschlechtsangleichung oftmals mit einer Zwangs-Sterilisation einher. Allein in 24 Ländern in Europa ist das der Fall, zum Beispiel in Belgien, Italien, der Schweiz oder Frankreich.
Die rechtliche Lage in Deutschland
2011 entschied das Bundesverfassungsgesetz, dass die für die Personenstandsänderung angewiesene Zwangssterilisation von Transgender-Personen nicht grundrechtskonform sei. Bis dahin hatte sich jede Person, die entschieden hatte, ihren Vornamen und Personenstand zu ändern, auf das Recht der Elternschaft verzichten müssen. Seit 2011 erleben wir in Deutschland somit eine wachsende Zahl an Lebensentwürfen, die auch Kinderwunsch und Elternschaft einschließen.
Für Transgender-Personen mit Kinderwunsch gibt es einiges zu beachten. So gibt der Bundesverband Trans* in seiner offiziellen Broschüre „Leitfaden Trans*Gesundheit“ unter dem Stichwort „Kinderwunsch“ zu bedenken, dass sich grundsätzlich der Kinderwunsch und das Trans*sein nicht ausschließen. Jedoch:
„Da manche körpermodifizierende Behandlungen die Fortpflanzungsfähigkeit einschränken, sollte in der Vorbereitung über einen möglichen Kinderwunsch gesprochen werden. Vielleicht wird die Konservierung von Spermien oder der Erhalt von Fortpflanzungsorganen gewünscht. Zusätzlich sollte über die Möglichkeiten von Pflegschaft und Adoption informiert werden.“ (Quelle)
Transmänner und Kinderwunsch
Im deutschsprachigen Raum gibt es bisher keine Forschung zum Thema Transschwangerschaft. Es wurde jedoch öfter über Schwangerschaften von Transmännern berichtet. Dennoch hält sich die Fehlinformation, dass biologisch weibliche Menschen mit der Einnahme von Testosteron möglicherweise unfähig zur Empfängnis werden. Wichtig ist hier in erster Linie, ob im Zuge einer gewünschten Maskulinisierung die Gebärmutter und Eierstöcke operativ entfernt wurden oder nicht. Denn solange Gebärmutter und Eierstöcke bestehen, ist die Möglichkeit einer Fruchtbarkeit gewährleistet. Und zwar auch dann, wenn Hormonpräparate auf der Basis von Testosteron eingenommen werden.
Transgender und künstliche Befruchtung
Zu einem positiven Ergebnis kommt hier eine der ersten Studien, die sich dem Thema Künstliche Befruchtung bei weiblich-männlichen Trafnsgender-Patienten gewidmet hat. Für die Studie wurde die Eizellenausbeute mit der von Cis-Patientinnen (Personen, die bei ihrer Geburt mit dem weiblichen Geschlecht eingetragen wurden und sich auch mit diesem identifizieren) verglichen. Laut der Studie können Methoden der Künstlichen Befruchtung hervorragende Ergebnisse erzielen.
Transfrauen und Kinderwunsch
Notwendig für eine Schwangerschaft ist eine intakte Gebärmutter sowie funktionsfähige Eierstöcke. Doch muss diese unumstößlich bei einer Frau vorhanden sein? Die Medizin ist mittlerweile in der Lage, Gebärmütter zu transplantieren. Somit könnte eine Transfrau rein theoretisch nicht nur „Väterin“ sein, sondern gleichzeitig Mutter eines eigenen Babys. Auch wenn es bis dahin ein weiter Weg ist, der Anfang ist gemacht. Bereits 2013 verpflanzte der schwedische Gynäkologe Mats Brännström erstmals einer Frau die Gebärmutter einer Spenderin. Ein Dutzend Kinder sind bislang nach einer Gebärmuttertransplantation geboren.
Transgender und Social Freezing
Für Menschen mit einer angeborenen Gebärmutter dagegen ist die Möglichkeit der sogenannten Kryokonservierung interessant. Hier werden Ei- oder Samenzellen mittels flüssigem Stickstoff tiefgefroren und zu einem späteren Zeitpunkt für die Befruchtung wiederverwendet.
Das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) rät auf seinen Infoseiten des Regenbogenportals dazu, vor jeder geplanten körperlichen Geschlechtsangleichung in jedem Fall den optimalen Zeitpunkt der Konservierung eigener Keimzellen mitzudenken. Hier sind vor allem Endokrinologinnen und Endokrinologen die ersten Ansprechpersonen.
Hoffnung auf medizinischen Fortschritt
Langfristig wird es vielleicht irgendwann möglich sein, die Fortpflanzung vom biologischen Geschlecht vollständig zu entkoppeln. Ein japanischer Forscher arbeitet bereits daran, Körperzellen in Stammzellen zu verwandeln, um daraus Keimzellen (also Spermien und Eizellen) zu züchten. Bei Versuchen mit Mäusen war er schon erfolgreich und konnte so Embryonen gewinnen.
Bis dahin ist es noch ein langer Weg. Es bleibt zu hoffen, dass die Möglichkeiten für Transgender-Personen auf dem Weg zum eigenen Kind mit dem medizinischen Fortschritt steigen. Und dass die gesellschaftliche und soziale Stigmatisierung für Transgender-Personen langfristig abnimmt.
Über Fertilly
Wir bei Fertilly haben es uns zur Aufgabe gemacht, Paare (homo- und heterosexuell) und Singles auf dem Weg zur Erfüllung ihres Kinderwunsches zu begleiten. Dabei ist es uns wichtig Transparenz im Bereich der Angebote zum Thema Kinderwunsch zu schaffen, Informationen und Wissen zu den Themen Schwangerschaft und Fruchtbarkeit zu vermitteln und Dir und Euch dabei zu helfen, die am besten passende Kinderwunschklinik zu finden. Durch Kooperationen mit erstklassigen Kinderwunschzentren in Deutschland und im Ausland werden Anfragen über Fertilly bevorzugt behandelt. Somit umgehen unsere Patientinnen und Patienten die sonst meist langen Wartezeiten und kommen schneller an ihr Ziel.
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