Social Freezing bei Endometriose
Unterbauchbeschwerden schon mit dem Einsetzen der Menstruation, Rückenschmerzen, Durchfall – Julia durchlebte ein Jahrzehnt lang die Hölle, bevor sie erfuhr, woran sie bislang gelitten hatte: Endometriose.
„Was ich jahrelang für Reizdarmsyndrom, Blasenentzündungen, ein schlechtes Immunsystem und eine generelle Überempfindlichkeit hielt, sollte mit der Diagnose schließlich einen Sinn ergeben. Doch bis zu dem Zeitpunkt, an dem ich endlich ernstgenommen wurde, musste ich mich elf Jahre lang in Unwissenheit quälen.“ So beschreibt es die heute 23-Jährige.
Viele der, je nach Schätzungen zwischen acht und 15 Prozent der Frauen mit Zysten und Entzündungen an den Eierstöcken oder am Darm leiden nicht nur jahrelang. Sie werden mit ihren Symptomen häufig nicht ernst genommen. Denn schließlich gibt es Schmerzmittel und „Frauen müssen nun einmal da durch“ – so die oft einhellige Meinung von Verwandten, aber auch von Ärzt*innen. Doch mit dem Durchhalten und der Einnahme von Schmerzmitteln ist es nicht getan, denn die Herde breiten sich mit dem Zyklus aus und können langfristige Schäden verursachen. Vernarbungen und Verwachsungen sind die Folge.
Das Problem ist oft mangelnde Kenntnis, denn die Ursachen von Endometriose sind bis heute nicht restlos erforscht. Dennoch wird Endometriose inzwischen als systemische Erkrankung angesehen, deren Behandlung mehrgleisig – etwa durch Operation, hormonelle Therapie, Umstellung der Ernährung und Entspannungstechniken – erfolgt.
Gerade für Frauen, die einen Kinderwunsch hegen, ist die Diagnose „Endometriose“ oftmals katastrophal. Denn die immer wieder aufflammenden Entzündungen und Verwachsungen an den Eierstöcken, aber auch Vernarbungen durch vorangegangene Endometriose-Operationen, können im fortgeschrittenen Stadium die weibliche Fruchtbarkeit empfindlich stören. So ist Endometriose bei jeder zweiten Frau der Grund, warum es mit der Schwangerschaft nicht so einfach klappen will.
Was kann also getan werden, um bei Endometriose die Fruchtbarkeit zu erhalten?
Eine Möglichkeit stellt das sogenannte Social Freezing dar. Das Verfahren, auch Kryokonservierung genannt, steht für die Gewinnung von Eizellen sowie die anschließende Kälte-Konservierung. Der eigentliche Freezing-Prozess beinhaltet eine ausführliche gynäkologische Untersuchung zur Abklärung der Eizellreserve, eine Hormonstimulation zur Gewinnung möglichst vieler (mindestens zwanzig) Eizellen und eine anschließende Kurz-OP, bei der die Eizellen via Punktion entnommen werden. Diese werden bei Minus 196 Grad in flüssigem Stickstoff gelagert und sind unbegrenzt haltbar.
Im Falle einer Endometriose-Erkrankung kann der Kinderwunsch so auf einen späteren Zeitpunkt aufgeschoben werden. Dann werden die Eizellen aufgetaut und mit dem Sperma des Mannes via IVF oder ICSI befruchtet und anschließend in die Gebärmutter eingesetzt. Wie die Freezing-Methode gilt auch das Auftauen als sicheres Standardverfahren.
Um genau zu sein, handelt es sich im Falle einer Endometriose-Erkrankung eher um ein Medical Freezing, denn die Gründe für die Kryokonservierung sind eben nicht sozialer Natur (etwa, weil noch keine stabile Partnerschaft besteht oder man sich noch im Studium befindet), sondern medizinischer Art.
Die Erfolgschancen von Social Freezing
Im Laufe der Zeit nimmt nicht nur die Vitalität der Eizellen, sondern auch ihre Quantität ab. Daher ist es ratsam, eine mögliche Kryokonservierung so früh wie möglich vorzunehmen. Die Wahrscheinlichkeit für ein gesundes Kind durch eine Eizelle einer Mittzwanzigerin ist etwa dreimal höher als bei einer Vierzigjährigen.
Die Erfolgsaussichten steigen also, je weniger die Endometriose-Erkrankung vorangeschritten ist und je jünger die Frau ist. Ist die Patientin beim Freezing ihrer Eizellen unter 35 Jahre, so liegt die Rate für eine Schwangerschaft bei schätzungsweise 40 Prozent je Zyklus. Bei zwei von drei Frauen, die bei ihrer ersten IVF-Behandlung unter 35 Jahren sind, stellt sich das Wunschbaby nach drei Behandlungs-Zyklen ein.
Die Kosten für das Social Freezing
Keine Frage, die Kosten für das Social Freezing von Eizellen sind hoch. Mehrere Tausend Euro kommen für die Behandlung zusammen. Das liegt an der hormonellen Stimulation, aber auch an der komplexen Art der Eizellen-Gewinnung. Im Vergleich dazu ist das Freezing von Samen günstig, da die Gewinnung von Sperma simpler ist. Auch die Kosten für die Lagerung müssen bedacht werden.
Nach langem Tauziehen zahlen nun gesetzliche Krankenkassen seit dem 1. Juli 2021 bei Krebspatient*innen anteilig Maßnahmen zur Erhaltung der Fruchtbarkeit. Dazu gehört auch Social Freezing. Ebenfalls werden die Kosten für die spätere, notwendige künstliche Befruchtung anteilig übernommen.
Es bleibt zu hoffen, dass in naher Zukunft auch Endometriose-Patientinnen bei ihrem Kinderwunsch finanziell unterstützt werden. Julia, Endometriose-Patientin seit der vierten Klasse, hatte jedenfalls Glück: Sie entschied sich nach ihrer Diagnose und einer Operation gemeinsam mit ihrem Partner dazu, ihren Kinderwunsch aufgrund der Erkrankung früher als geplant anzugehen. Und es klappte ganz ohne künstliche Befruchtung! Nun ist Julia im letzten Trimester schwanger und freut sich auf ihre kleine Familie.
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