Erfahrungen mit ICSI: Interview mit Melanie & Mark
Das Interview führte Johanna Kohnen
Eine Sandkastenliebe, die nach jahrelanger Freundschaft irgendwann zur Beziehung wurde: So verlief die Geschichte von Melanie (33) und Mark (34). Kinder waren von Anfang an ein großer Herzenswunsch. Allerdings wollten sich beide erst auf Schule, Ausbildung, Studium und Job fokussieren.
Mit dem Heiratsantrag trafen sie auch die gemeinsame Entscheidung, dass Melanie die Pille absetzte, um den Traum eines eigenen Kindes endlich in Angriff zu nehmen. Leider verlief es, wie bei vielen anderen Paaren, nicht so einfach, wie ursprünglich gehofft. Es vergingen 5 Jahre, bis Melanie im letzten ICSI Versuch das erste Mal schwanger wurde.
Freundlicherweise erklärte sich Melanie bereit, ihre persönlichen Erfahrungen zu ihrem Weg bis zum erfüllten Kinderwunsch mit anderen zu teilen, die vielleicht auch einen Kinderwunsch im Herzen tragen.
Wann und wieso seid Ihr auf die Idee gekommen, eine Kinderwunschklinik aufzusuchen?
“Nach Absetzen der Pille war schnell klar, dass bei mir etwas nicht in Ordnung war. Ich bekam meine Periode nur einmal nach der Abbruchsblutung. Danach kam nach langem Warten monatelang nichts. Leider nahm mein damaliger Frauenarzt meine Sorgen nicht so ernst, wie ich es mir gewünscht hätte. Er wollte mich damit beruhigen, dass es nach der Pilleneinnahme hin und wieder eine gewisse Zeit brauchen könne, bis sich der natürliche Zyklus wieder einpendelte. Auch auf dem Ultraschall fand man keine Auffälligkeiten. Mein Bauchgefühl sagte mir aber, dass etwas nicht stimmte.
Ich beschloss, meinen Arzt innerhalb der Praxis zu wechseln, um mir eine andere Meinung einzuholen. Der neue Arzt befasste sich, sehr zu meiner Freude, intensiver mit meinen Sorgen und stellte sehr schnell das PCO-Syndrom bei mir fest. Parallel dazu wurde mein Mann zum Urologen geschickt, bei dem wir ebenfalls ernüchternde Resultate erhielten: Die Ergebnisse des Spermiogramms waren nicht gut: OAT3 (Oligo-Astheno-Teratozoospermie-Syndrom mit Schweregrad 3) und damit sehr schlechte bis gar keine Chancen, auf natürlichem Weg schwanger zu werden. Wir entschieden uns also, eine Kinderwunschklinik aufzusuchen.”
Was war die Diagnose bei Euch und welche Behandlungen wurden durchgeführt?
“Bei meinem Mann wurde OAT3 diasgnostiziert. Bei mir wurde neben dem PCO-Syndrom (damit einhergehend eine erhöhte Anzahl an männlichen Hormonen) auch noch festgestellt, dass mir einige KIR-Gene fehlen. Außerdem ist mein Immunsystem so hoch aufgebaut, dass es sich gegen jeglichen Fremdkörper, also auch ein Embryo mit fremden Zellen (von meinem Mann) wehrt und ihn abstößt. Neben den schon 2‑mal stattgefundenen ICSI’s plus 4 Kryo-Versuchen wurden uns noch weitere Medikamente zusätzlich zum dritten und letzten Versuch empfohlen. Ich nahm nicht nur Medikamente für eine Stimulation, sondern auch noch Cortison, OmegaVen Infusionen und Granocyte.”
Wie habt Ihr das ganze finanziell organisiert? Hat die Krankenkasse einen Teil übernommen, habt Ihr gespart oder einen Kredit aufgenommen?
“Unsere Krankenkasse hat 50% der reinen ICSI-Kosten übernommen. Die zusätzlichen Medikamente, wie OmegaVen und Granocyte, mussten wir jedoch komplett selbst tragen, da sie nicht bezahlt wurden. Um uns das leisten zu können, haben wir einen Teil unseres Ersparten ausgegeben.”
Das Thema Kinderwunsch ist für manche Paare noch nicht so präsent wie für andere. Mit dem optimistischen Wunsch des gemeinsamen Nachwuchses kommt manchmal leider auch die Enttäuschung einher, wenn eine Schwangerschaft auf natürlichem Wege nicht direkt eintritt. Jeder erfolglose Versuch kann eine weitere Belastung für die gemeinsame Beziehung darstellen.Trotz erhöhter psychischer Belastung, großen Drucks, Wut und Enttäuschung ist es wichtig, als Paar zusammenzuhalten und sich gegenseitig zu unterstützen. In dieser schwierigen Lebenslage kann es helfen, den Partner durch offene Kommunikation in seine Gefühlswelt miteinzubeziehen und Hilfe zuzulassen.
Habt Ihr Euer soziales Umfeld (Freunde, Familie) eingeweiht und welche Rolle haben sie während des Prozesses gespielt? Inwieweit konntet und wolltet Ihr offen mit dem Thema umgehen?
“Zuerst erzählten wir niemandem von unserer Behandlung. Zum einen war es uns einfach unangenehm. Wer gibt schon gerne zu, dass er/sie nicht in der Lage ist, auf natürlichem Wege ein Kind zu zeugen? Zudem ist das Thema Kinderwunsch nach wie vor ein Tabuthema, ja. Und obwohl es falsch ist, so zu denken, weihten auch wir erst einmal niemanden in die Situation ein. Wir hatten nicht das Gefühl, es jemandem sagen zu können — was im Nachhinein gesehen genauso naiv ist, wie zu denken, es klappe alles sofort, wie man es gerne hätte.
Aber mit den Jahren und den fehlenden Fortschritten, kann man der typischen Frage “Wann denn endlich mal das erste Baby käme“, nicht mehr aus dem Weggehen. Man wird unwissender Weise von anderen “getriggert”, bekommt ungewollte Ratschläge, die definitiv nicht helfen und landet in einer Spirale, aus der man nicht so leicht rauskommt. „Ausreden“, Lächeln und winken… das alles geht einem nicht nur irgendwann nahe, sondern nervt auch. Daher erzählten wir es irgendwann zumindest der engen Familie. Unterstützt wurden wir aber eher weniger — weder finanziell noch emotional. Man konnte merken, dass dieses Thema ein unangenehmes für die Familie ist.”
Wodurch konntet Ihr Kraft schöpfen?
“Mir hat vor allem beim letzten Versuch Yoga und Sport geholfen. Ablenkung ist das A und O, aber leider auch extrem schwierig umzusetzen. Ausreichend Zeit für sich selbst sollte man sich nehmen, aber gleichzeitig auch die Momente als Paar nicht außen vorlassen.”
Welche DREI Dinge würdet Ihr anderen Paaren mit Kinderwunsch auf den Weg mitgeben?
1) Geduld haben!
Es kann ein langer Weg werden, bei dem man vor verschiedene Herausforderungen gestellt wird und neue Pfade beschreiten muss.
2) Fragen, Fragen und noch mehr Fragen!
Hinterfragt einfach alles bei euren Ärzten. Löchert sie und wenn euch die Fragen noch so “blöd” vorkommen. Schlagt Behandlungsmöglichkeiten vor und holt euch Meinungen verschiedener Ärzte. Manchmal sollte man eben auch auf Tests, Behandlungen oder Ähnliches bestehen.
3) Gebt niemals die Hoffnung auf. Auch euer Wunder wartet auf euch!
Würdet Ihr den Weg noch einmal gehen, beispielsweise für ein Geschwisterchen?
“Da wir ja nun wissen, woran es letztlich gelegen hat und wir die Hoffnung haben, dass es nicht nochmal so lange dauert, wie bei unserem ersten Kind, sind wir derzeit auf dem Weg zu Kind 2.0. Einen Kryo-Versuch haben wir gerade erst hinter uns, der zunächst auch positiv war, aber leider in einer Fehlgeburt endete.”
Über Fertilly
Wir bei Fertilly haben es uns zur Aufgabe gemacht, Paare (homo- und heterosexuell) und Singles auf dem Weg zur Erfüllung ihres Kinderwunsches zu begleiten. Dabei ist es uns wichtig Transparenz im Bereich der Angebote zum Thema Kinderwunsch zu schaffen, Informationen und Wissen zu den Themen Schwangerschaft und Fruchtbarkeit zu vermitteln und Dir und Euch dabei zu helfen, die am besten passende Kinderwunschklinik zu finden. Durch Kooperationen mit erstklassigen Kinderwunschzentren in Deutschland und im Ausland werden Anfragen über Fertilly bevorzugt behandelt. Somit umgehen unsere Patientinnen und Patienten die sonst meist langen Wartezeiten und kommen schneller an ihr Ziel.
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